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Hyperborēer

[707] Hyperborēer, ein fabelhaftes Volk, das durch die Überlieferung mit den Tempeln in Delos, Delphi und Tempe in Verbindung gebracht worden ist. Der Name bedeutet, daß es hoch im Norden, noch »über den Boreas hinaus«, wohnt und daher von dem kalten Nordwind nicht getroffen wird. Während Herodot und Strabon die Existenz eines solchen Volkes bezweifeln, suchen die meisten spätern Dichter und Geographen den Hyperboreern im Norden der Erde bestimmte Wohnsitze anzuweisen. Allenthalben erscheinen die H. in ihrem milden, sonnigen und fruchtbaren Land als ein glückseliges Volk, ausgezeichnet durch Reinheit der Sitten und Frömmigkeit und von langer Lebensdauer. Sie wohnten in Hainen, lebten von Baumfrüchten und kannten weder Krieg noch Streit. Mit größtem Eifer lagen sie dem Kultus des Apollon ob, der vom Beginn des Frühlings bis in den Sommer hinein bei ihnen zu verweilen pflegte, und wurden weder durch Krankheit noch durch kraftloses Alter gestört. Dem heiligen Volk war ein tausendjähriges Alter beschieden, und erst, wenn sie des Lebens satt waren, starben sie freiwillig durch einen Sprung in das Meer. – In der Völkerkunde bezeichnet man als H. (Arktiker) eine Untergruppe der straffhaarigen Rassen[707] nach Fr. Müllers Einteilung, die im Nordosten Asiens und Nordwesten Amerikas lebenden zirkumpolaren Völker; Müller rechnet dazu: 1) Jukagiren, 2) Korjaken und Tschuktschen, 3) Kamtschadalen und Kurilier (Aino), 4) Jenissei-Ostjaken und Kotten, 5) Eskimo. Vgl. Menschenrassen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 707-708.
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