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Goldōni

[103] Goldōni, Carlo, berühmter ital. Lustspieldichter, geb. 25. Febr. 1707 in Venedig, gest. 6. Jan. 1793 in Paris, widmete sich dem Studium der Rechte und ward Sekretär des Vizekanzlers des Kriminalgerichts in Chioggia, dem er 1729 nach Feltre folgte. Hier trat er auf einem Liebhabertheater auf und verfaßte die beiden Lustspiele: »Il buon padre« und »La Cantatrice«. 1731 promovierte er und ließ sich 1732 als Advokat in Venedig nieder. Bald aber mußte er wegen einer Liebesangelegenheit Venedig plötzlich verlassen und lebte nun mehrere Jahre in verschiedenen Städten Oberitaliens, bis er 1736 in Genua die Tochter eines Notars heiratete. Seine ersten größern dramatischen Versuche: »Il gondoliere veneziano«, »Belisario«, »Rosamunda« u.a. waren inzwischen in Venedig zur Ausführung gebracht. Nunmehr trat er in Venedig als Reformator des italienischen Lustspiels auf und führte an Stelle der Commedia dell' arte die Charakter- und Sittenkomödie nach Molières Vorbild ein. Während dieses mühevollen Kampfes, so dem Carlo Gozzi (s. d.) sein Hauptgegner war, wechselte er häufig seinen Aufenthaltsort, auch immer noch als Advokat praktizierend. Erst als es ihm gelang, in ein festes Verhältnis zu der Medebacschen Truppe zu treten, gab er die Advokatur ganz auf. Das Publikum entschied sich endlich für die neue Richtung. 1761 erhielt G. einen Ruf nach Paris, um für das dortige Italienische Theater zu arbeiten, und verbrachte die letzten 30 Lebensjahre in der französischen Hauptstadt. Hier schrieb er noch mehrere italienische Stücke und zwei französische, darunter »Le bourru bienfaisant« (1771). Als sein Kontrakt abgelaufen war, ernannte ihn Ludwig XV. zum italienischen Lehrer seiner Töchter mit festem Gehalt. Durch die Revolution verlor er dies, und ein Beschluß des Konvents gab es ihm zu spät (7. Jan. 1793) zurück. G. hat gegen 200 Stücke geschrieben. Sein Ruhm beruht auf seinen Lustspielen. Sein Hauptverdienst ist die Einführung des regelmäßigen Lustspiels nach französischem Muster (doch ohne Beobachtung der Einheit des Ortes), besonders der Sitten- und Charakterkomödie. Er arbeitete oft flüchtig und ungleich; auch fehlt es ihm, mit Moliere verglichen, an komischer Kraft und echtem Humor. Aber die Sitten seiner Zeit und Nation hat er mit großer Wahrheit und scharfen Umrissen, in natürlicher Sprache und lebendigem Dialog gezeichnet. Die noch jetzt beliebtesten Lustspiele Goldonis sind: »Il burbero benefico«, »La bottega del caffè«, »Il ventaglio«, »La locandiera«, »Il bugiardo«, »Torquato Tasso«. Einzelne Stücke sind im venezianischen Dialekt geschrieben. Die erste vollständige Ausgabe seiner Werke besorgte G. selbst (Vened. 1788 ff., 44 Bde.). Von den folgenden nennen wir: die von Venedig 1817, 16 Bde.; Prato 1819 bis 1827, 47 Bde.; Florenz 1827, 53 Bde. Außerdem gibt es zahlreiche Auswahlen (z. B. mit Bildern von G. Mantegazza, Mail. 1891). Goldonis Selbstbiographie erschien u. d. T.: »Mémoires de Mr. G., pour servir à l'histoire de sa vie et à celle de son théâtre« (Par. 1787, 3 Bde.; neue Ausg., das. 1883; ital., Vened. 1788 u. ö.; beste Übersetzung, Mail. 1877; deutsch, Leipz. 1789, 3 Bde.); sein Briefwechsel wurde veröffentlicht von Masi (Bologna 1880), Urbani de Gelthof (Vened. 1880) und Mantovani (Mail. 1884). Vgl. Molmenti, Carlo G. (Vened. 1879); Galanti, C. G. e Venezia nel secolo XVIII (2. Aufl., Padua 1883); Spinelli, Bibliografia Goldoniana (Mail. 1884); Malamanni, Nuovi appunti e curiosità Goldoniane (Vened. 1887); Rabany, Carlo G., le théâtre et la vieen Italie au XVIII. siècle (Par. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 103.
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