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Fälschung

[303] Fälschung (Falsum, Crimen falsi), die auf Täuschung andrer berechnete rechtswidrige Nachmachung oder Veränderung eines Gegenstandes. Die F. von Antiquitäten, Kunstgegenständen, Manuskripten etc. reicht bereits in das Altertum zurück, wo archaistische Gegenstände gottesdienstlichen Charakters (namentlich in Ägypten und Griechenland) nachgeahmt und als echte verkauft wurden, wofür die Ausgrabungen Beispiele ergeben haben. Zu einem Erwerbszweig wurde die F. von Altertümern etc. aber erst, seitdem man anfing, Kunstgegenstände zu sammeln, d. h. seit dem Ende des 15. Jahrh. Anfangs wurden namentlich Münzen, Gemmen, Bronzen und Terrakotten gefälscht, dann aber auch ganze Statuen, die zu diesem Zweck längere Zeit in der Erde vergraben wurden. Bis zum 18. Jahrh. war Italien, wo sich die Kunstübung des Altertums als Tradition lebendig erhalten hatte, der Hauptsitz der Fälscher. Von da aus verbreitete sich das Fälschergewerbe überallhin und erstreckte sich allmählich auch auf Gemälde, Manuskripte, Bücher, Autographen und alle Zweige des Kunstgewerbes. Auch Fossilien und vorgeschichtliche Altertümer werden gefälscht. Die F. ist entweder die mehr oder minder getreue Nachahmung eines echten Gegenstandes, oder eine freie Erfindung mit Benutzung vorhandener Muster, oder eine geschickte Verbindung und Restauration alter Fragmente. Eine Übersicht über die Geschichte und den Umfang der Fälschungen bietet das Buch von P. Eudel: »Le truquage« (Par. 1884; deutsch von Bucher: »Die Fälscherkünste«, Leipz. 1885; in erweiterter Bearbeitung, Par. 1903). Nützliche Winke für Käufer gibt die »Zeitschrift für Antiquitätensammler« (s. Antiquitätenhandel). Unter den Fälscherstücken aus neuerer Zeit sind die Handschriftenfälschungen des Griechen Simonides (1848–56), die Manuskripten- und Miniatureufälschungen des Italieners Libri, die »Moabiter Altertümer« des Juden Schapira und die sogen. Tiara des Saitaphernes (1896 für 200,000 Frank für das Louvremuseum in Paris angekauft, von dem russischen Goldschmied Rachumowski gefälscht) zu erwähnen. Vgl. noch Lessing, Was ist ein altes Kunstwerk wert? (Berl. 1885); Hagen, Über literarische Fälschungen (Hamb. 1889); Furtwängler, Neuere Fälschungen von Antiken (Leipz. 1899); H. Groß, Der Raritätenbetrug (Berl. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 303.
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