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Evreux

[202] Evreux (spr. ewrö), Hauptstadt des franz. Depart. Eure, im fruchtbaren Tal des Iton, der sich hier in drei Arme teilt, Knotenpunkt der Westbahn und der Eure-Eisenbahn, hat eine imposante Kathedrale (vom 11.–16. Jahrh. in verschiedenen Stilformen erbaut) mit schönen Portalen, zwei ungleich hohen, die Hauptfassade flankierenden Türmen und einem zierlichen Dachreiter, die romanische Kirche St.-Taurin aus dem 11. Jahrh., einen bischöflichen Palast, einen Wartturm (beide aus dem 15. Jahrh.) und ein neues Stadthaus. E. zählt (1901) 16,752 (als Gemeinde 18,292) Einw., die Fabrikation von Metallwaren, Pianinos, Leder, Mehl, Senf etc. und Handel mit Getreide betreiben. Es besitzt ein geistliches Seminar, ein Lyzeum, ein geistliches Collège, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Zeichenschule, eine Bibliothek von 21,000 Bänden, ein Museum (Münzen und Altertümer aus der Umgegend), einen botanischen Garten, ein Theater und eine große Irrenanstalt und ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Handelsgerichts, einer Handels- und Gewerbekammer. – E. (lat. Mediolanum Aulercorum, Eburovices oder Ebroicum), Hauptstadt der Aulerci Eburovices, wurde schon im 3. Jahrh. Sitz eines Bistums. Zur Zeit des fränkischen Reiches gehörte die Stadt zu Neustrien, wurde aber von Karl dem Einfältigen an den Normannenherzog Rollo abgetreten und gegen Ende des 10. Jahrh. zur Grafschaft erhoben, die von einem Seitenzweig des normannischen Herzogshauses beherrscht und 1200 an Frankreich abgetreten wurde. König Philipp IV. gab sie 1298 als Apanage seinem Bruder, dem Prinzen Ludwig, zu dessen gunsten König Philipp V. sie 1316 zur Pairie erhob. Ludwigs erstgeborner Sohn, Philipp, folgte dem Vater im Besitz der Grafschaft E. und erheiratete das Königreich Navarra, an das somit E. kam. Karl III. von Navarra vertauschte 1404 die Grafschaft nebst andern Besitzungen gegen das für ihn neu gebildete Herzogtum Nemours an König Karl IV. von Frankreich. 1642 wurde die Grafschaft E. an den Herzog von Bouillon abgetreten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 202.
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