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Donatello

[106] Donatello, eigentlich Donato di Niccolò di Betto Bardi, ital. Bildhauer, geb. um 1386 in Florenz, gest. daselbst 1466, trat 1408 zum erstenmal nachweisbar mit zwei Statuetten am nördlichen Portal des Florentiner Doms auf. Vorher war er mit Brunellesco nach Rom gegangen, wo er die Uberreste der Antike kennen lernte und sich an ihnen seinen eignen Stil bildete, der die Renaissance in der Plastik auf der Grundlage eines eindringlichen Naturstudiums einleitete. Seine eigentümliche Begabung zeigte sich zuerst in den Marmorstatuen der Heiligen Petrus, Markus und Georg für Or San Michele (1411–16; jetzt im Museo nazionale, s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 7). Ungefähr gleichzeitig sind der Marmordavid im Museo nazionale und die poesiereiche Verkündigung in Santa Croce. Eine weitere Gruppe bilden seine Statuen für den Campanile des Giotto wie für die Domfassade; kühne, effektvolle Behandlung, seit der Antike nicht mehr dagewesene Charakteristik und Porträtierung, edler Schwung der Linien kennzeichnen sie. Sie sind zudem meisterhaft auf den hohen Standpunkt berechnet. Hervorzuheben ist unter ihnen der sogen. Zuccone (d.h. Kahlkopf) am Campanile, eine Prophetengestalt. Zwischen 1423 und 1427 entstanden Bronzearbeiten in Siena und Orvieto, zu gleicher Zeit die Marmorgrabmäler für Papst Johann XXIII. im Baptisterium zu Florenz bis 1427 (die Figur von Bronze) und für Brancacci in Sant' Angelo in Nilo zu Neapel. 1432 war D. in Rom, wo er ein großes Marmortabernakel für eine Sakristei von St. Peter schuf. In die Jahre 1433–10 fallen die Reliefs von singenden und tanzenden Kindern für eine der Sängertribünen des Doms (jetzt im Museo dell' Opera) sowie die für die Kanzel im Dom zu Prato. Für Cosimo de' Medici schuf er in dieser Periode mehrere seiner schönsten Bronzearbeiten: David, im Museo nazionale (»die erste völlig frei behandelte nackte Statue der Renaissance«), die bronzene Judith, in der Loggia dei Lanzi etc. 1443–53 lebte er in Padua, wo er in der Kirche Sant' Antonio den Hochaltar mit Bronzereliefs aus dem Leben des Heiligen, den Symbolen der Evangelisten, der Grablegung und musizierenden Kindern schmückte. Vor der Kirche ist das majestätische Reiterbild des Erasmo de' Narni (Gattamelata) von seiner Hand, seit den Zeiten des Altertums die erste derartige Schöpfung in Italien (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 11). Auch in Modena, Ferrara, Mantua hinterließ er Arbeiten. Von 1456 lebte er abwechselnd in Florenz, wo er den plastischen Schmuck der Sakristei von San Lorenzo und in der Kirche selbst zwei auf Säulen frei stehende Kanzeln mit Bronzereliefs ausführte, und Siena. Auch in außeritalienischen Museen (in Paris, London, Berlin u.a.) kommen zahlreiche Werke von D. in Bronze, Marmor, Holz etc. vor. D. vereinigte auf großartige Weise Antike und Natur, unmittelbares Leben und Stil und war ein bahnbrechender Meister in der Freistatue, im zartesten Relief, im Porträt, in der Gewandung, in der Darstellung von Kindern und sanften Frauen (Madonnen) und in der Komposition von dramatischer Kraft. Ein kühner Techniker in der Skulptur, war er zugleich ein vorzüglicher Zeichner und Maler und trug ebensosehr zur Erneuerung der Malerei im Sinn eines kräftigen Naturalismus bei, wie die ganze Skulptur des 15. Jahrh. bis Michelangelo unter seinem direkten Einfluß stand. In der Basilika San Lorenzo zu Florenz wurde ihm 1896 ein Denkmal errichtet. Vgl. Müntz, Donatello (Par. 1885); Schmarsow, Donatello (Leipz. 1886); Semper, Donatellos Leben und Werke (Innsbr. 1887); Trombetta, Donatello (Rom 1887); Pastor, Donatello (Gießen 1892); Vöge, Raffael und D. (Straßb. 1896); A. G. Meyer, Donatello (Bielef. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 106.
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