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Cistercĭenser

[162] Cistercĭenser (Orden von Citeaux), Mönchsorden, gestiftet von dem Benediktinerabt Robert aus der Champagne, der nach verschiedenen Versuchen einer Reformation des verweltlichten Klosterlebens zuerst in dem Wald von Molesme, endlich mit 20 Gleichgesinnten in dem Walddickicht von Citeaux (Cistercium) bei Dijon 1098 ein Kloster mit dem Zweck der strengsten Beachtung der Regeln des heil. Benedikt gründete. Auf Befehl des Papstes mußte zwar Robert schon 1099 nach Molesme zurückkehren, woselbst er 1108 starb, aber sein Nachfolger Alberich (gest. 1109) wußte dem Kloster die päpstliche Gunst zu verschaffen, setzte die »Instituta monachorum Cisterciensium« auf, worin die neue Stiftung als einzig wahres Benediktinertum hingestellt wurde, und gab den Mönchen für das Kloster die weiße, für die Welt die schwarze Kutte (daher auch die Bezeichnung Schwarze oder Weiße Brüder).

Wappen der Cistercienser.
Wappen der Cistercienser.

Höchstes Ansehen brachte dem Orden 1113 der Eintritt Bernhards von Clairvaux (s.d.). 1119 erließ der Abt Stephan Harding für die um zwölf Klöster vergrößerte Mönchsgemeinschaft eine neue Regel (Charta charitatis), die durchweg im Gegensatze zu derjenigen von Cluny (s.d.) steht. Außer Frankreich, woselbst sie sich jetzt auch Bernhardiner nannten, gewannen die C. großen Zuzug in Spanien und Portugal, so daß bis Mitte des 13. Jahrh. der Orden bis zu 2000 Abteien angewachsen war. Die C. waren zu reichen Klosterherren geworden, und umsonst ergingen von Päpsten Gesetze zur Herstellung der alten Strenge und Einigkeit; die spanischen Abteien rissen sich los, und auch in Frankreich und Italien entstanden besondere Kongregationen, so die Feuillanten (s.d.) und die Trappisten (s.d.). Die französischen C.-Klöster wurden in der Revolution, ein Teil der übrigen im Laufe des 19. Jahrh. in fast allen Ländern Europas aufgehoben. Gegenwärtig bestehen nur noch wenige Klöster in Österreich-Ungarn, Italien, Belgien, der Schweiz und Deutschland (Marienstatt in Nassau). Der Generalabt residiert in Rom. Während die C. in der Geschichte der Wissenschaften fast gar keine Rolle spielen, sind sie von um so größerer Bedeutung für die Landwirtschaft als Kultivatoren des Bodens und in Deutschland für die Germanisierung des Ostens von entscheidendem Einfluß gewesen. In der Geschichte der Baukunst stehen sie als die konsequentesten Verbreiter der in Frankreich, ihrem Heimatsland, gebornen Gotik während des 12. und 13. Jahrh. da. Unter den Frauenklöstern der C. (Bernhardinerinnen) ist Port Royal des Champs (s.d.) das wichtigste geworden. Auch sie verweltlichten aber im Lauf der Zeit und sind jetzt bis auf etwa 100 (davon etwa 60 in Spanien, in Deutschland 4) ausgestorben. Vgl. Dohme, Die Kirchen des Cistercienserordens in Deutschland (Leipz. 1869); Winter, Die C. des nordöstlichen Deutschland (Gotha 1868–71, 3 Bde.); Janauschek, Origines Cisterciensium (Wien 1877, Bd. 1).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 162.
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