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Botokuden

[268] Botokuden (Botocudos, Aimores), zu den Gesvölkern gehöriger Indianerstamm im östlichen Brasilien, im Küstengebirge zwischen dem Rio Pardo und Rio Doce, etwa 5000 Köpfe stark, z. T. noch völlig unabhängig, z. T. in Dörfern angesiedelt. Von den Kolonisten werden die B. gewöhnlich Bugres genannt. Der Name B. stammt von dem portugiesischen botoque (Faßspund) wegen der Holzpflöcke, die sie in der Unterlippe tragen (s. unten). Sie sind dolichokephal, mittelgroß, stark, breit von Brust und Schultern, mit zierlichen Händen und Füßen, breiten Backenknochen, dunkelbraunen Augen. Ihre Hautfarbe ist ziemlich hell, ihr Haar schwarzbraun. Ohren und Unterlippen werden im siebenten oder achten Jahre durchstochen und in die Löcher immer größere Pflöcke aus dem leichten Holz eines Bombaxbaums (Chorisia ventricosa) gesteckt, bis sie Scheiben von 10 cm Durchmesser bei 3 cm Dicke fassen können (s. Tafel »Amerikanische Völker II«, Fig. 3 u. 4). Indessen kommt diese Sitte mehr und mehr außer Gebrauch. Auf dem sonst glattgeschornen Kopf lassen sie eine Haarkrone; im übrigen gehen sie völlig nackt. Ihr Hauptcharakterzug ist unbändige Leidenschaftlichkeit, die sie öfters zu den unerhörtesten Grausamkeiten fortreißt. Sie sind ein Wandervolk und bauen sich auf ihren Zügen durch die Wälder mit Palmblättern bedeckte Strauchhütten und über die Flüsse schwebende Seilbrücken aus Schlingreben. Vor der Berührung mit den Weißen lebten sie im Zeitalter der geschliffenen, aber undurchbohrten Steingeräte; mit ihrem bis 2,5 m langen Bogen schießen sie gewandt und sicher 1,5–2 m lange Pfeile, mit denen sie auch Fische erlegen, wenn sie nicht das Wasser vergiften. Als Nahrung dient alles Eßbare. Auch Erde pflegen sie zu genießen (vgl. Erden, eßbare); früher galten sie für Anthropophagen. Ihre Gelage beleben sie durch Gesänge. Früher sehr gefürchtet und für vogelfrei erklärt, leben sie jetzt noch in ständigem Kampf mit den Brasiliern, von denen sie immer mehr zurückgedrängt werden, und gehen dem Aussterben entgegen. Vgl. Ehrenreich in der »Zeitschrift für Ethnologie«, Bd. 19 (Berl. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 268.
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