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Boch

[106] Boch, Eugen von, Industrieller, geb. 22. Mai 1809 in Septfontaines in Luxemburg, gest. 11. Nov. 1898 in Mettlach, wurde in Hofwil (Schweiz) erzogen, studierte in Paris, trat als Ingenieur in die 1767 von Pierre Joseph B. (geb. 1737, gest. 1818) gegründete Steingutfabrik seines Vaters Jean François B. (geb. 1782, gest. 1858) in Septfontaines ein, bereiste England, übernahm 1832 die von seinem Vater 1809 gegründete Steingutfabrik in Mettlach, die zuerst auf dem Kontinent Steinkohlen zum Brennen ihrer Erzeugnisse benutzte, und verband sich 1841 gemeinschaftlich mit Vater und Geschwistern mit der Firma Villeroy, die in Wallerfangen bei Saarlouis eine 1789 von Nicolas Villeroy (geb. 1759, gest.[106] 1843) gegründete Steingutfabrik betrieb. In Mettlach wurde anfangs weiches kalkhaltiges Steingut (terre de pipe), seit 1832 feldspathaltiges Hartsteingut und bald darauf das noch heute gebräuchliche Porzellansteingut hergestellt. In Mettlach wurde auch zuerst die Drehscheibe mit Wasserkraft betrieben und Kupferdruck unter Glasur in größerm Umfang angewendet. Seit 1842 lieferte Mettlach das erste seine Steinzeug für kunstgewerbliche Gegenstände und Chromolith mit eingelegten farbigen Massen, bald darauf Terrakotten (Bauornamente und Figuren), 1851 Parianfiguren und seit 1852 mittels hydraulischer Pressen hergestellte Mosaiksteinchen für Fußböden. 1853 wurde eine neue Steingutfabrik in Dresden erbaut und 1869 in Mettlach eine zweite Fabrik zur Herstellung trocken gepreßter und bis zur Sinterung gebrannter Fußbodenplatten. Die Leitung dieser Fabrik übernahm Bochs Sohn René B. (geb. 1843), die der Steingutfabrik Edmund B. (geb. 1845). Erstere hat einen außerordentlichen Aufschwung genommen, sie fertigt täglich über 1000 qm »Mettlacher Platten«, die Weltruf besitzen. Außerdem liefert sie glasierte Wandfliesen und kleine Mosaikwürfel. Wallerfangen lieferte seit 1853 auch englisches Knochenporzellan. In Wadgassen an der Saar hatte Nicolas Villeroy durch Wasserkraft betriebene Schleppemühlen zum Mahlen des in Wallerfangen erforderlichen Quarzes aufgestellt. Nachdem sein Enkel Alfred zum Verarbeiten dieses Materials eine mit Dampf betriebene Mühlenanlage in Wallerfangen errichtet hatte, wurde 1843 in Wadgassen eine Glashütte errichtet, die 1880 in den alleinigen Besitz der Firma überging. 1879 erwarb die Firma von Fellenberg u. Komp. in Merzig eine Fabrik für Tonröhren, Dachziegel und Terrakotten, die seitdem auch Fußbodenplatten liefert, und 1883 kaufte die Firma gemeinschaftlich mit Utzschneider u. Komp. in Saargemünd eine keramische Fabrik in Schramberg (Württemberg), die leichteres Steingut und Majolika herstellt. Für die etwa 6500 Arbeiter und 200 Beamten dieser Fabriken schuf B. ausgedehnte Wohlfahrtseinrichtungen. Neben seinen industriellen Anlagen aber widmete er sich mit großem Erfolg der Land- und Forstwirtschaft. Er gründete 1856 in Mettlach-Keuchingen das einzige Privatgestüt der Rheinprovinz und bemühte sich eifrig um die Hebung der Viehzucht, des Ackerbaues, des Obstbaues und der wirtschaftlichen Verhältnisse des Kreises. Als Kreisdeputierter, Mitglied des Provinzialausschusses und Direktor der Lokalabteilung suchte er die öffentlichen Angelegenheiten der Provinz energisch zu fördern, namentlich seitdem er 1880 die Generaldirektion der Firma, die ihm in erster Linie ihren Aufschwung und ihre heutige Stellung verdankt, seinem Sohn René übertragen hatte. 1892 wurde ihm der erbliche Adel verliehen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 106-107.
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