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Bielefeld

[833] Bielefeld, Stadt und Stadtkreis im preuß. Regbez. Minden, an der Lutter, am Teutoburger Wald und an der Staatsbahnlinie Wustermark-Hamm, 118 m ü. M., hat 6 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge und (1900) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 55) 63,046 Einw., darunter 54,327 Evangelische, 7400 Katholiken und 793 Juden. Die Stadt ist Hauptsitz der westfälischen Leinen- und Damast- sowie sehr bedeutender Wäschefabrikation, deren Erzeugnisse fast nach allen Ländern der Erde ausgeführt werden. Von großer Bedeutung ist auch die Seiden- und Plüschweberei, die Flachsspinnerei (2760 Arbeiter) und die Nähmaschinen- u. Fahrradfabrikation (5300 Arbeiter).

Wappen von Bielefeld.
Wappen von Bielefeld.

Außerdem hat B. Fabriken für Herstellung von Werkzeug- und landwirtschaftlichen Maschinen, Dampfmaschinen, Zentrifugen, Automobilen, Feilen, Geldschränken, Wagen, Armaturen und Eisenkonstruktionen, Papier, Geschäftsbüchern und Kartonnagen, Pianofortes, Möbeln, Margarine, Backpulver, Cakes, Likör etc., eine Glashütte, Glasschleiferei, Brennerei und Bierbrauerei, Bleicherei, Färberei und Appreturanstalten. Den bedeutenden Handel unterstützen eine Reichsbankstelle (Umsatz 1901: 750,3 Mill. Ml.), die Westfälische Bank u. eine Handelskammer. B. hat ein Gymnasium mit Realgymnasium, eine Realschule, das Landratsamt des Landkreises B., ein Landgericht und in der Vorstadt Gadderbaum die bekannten Wohltätigkeitsanstalten des Pastors v. Bodelschwingh (s. d. 3). Der Magistrat zählt 11, die Stadtverordnetenversammlung 39 Mitglieder. In der Nähe liegt die alte Feste Sparenberg, früher Gefängnis, jetzt wieder ausgebaut, mit historischem Museum, Festsaal etc. und dem Denkmal des Großen Kurfürsten (vgl. Fricke, Bielefelds Sparenburg und ihre Geschichte, 2. Aufl., Bielef. 1893); ferner der Johannisberg mit schönen Anlagen und die Hünenburg. – Zum Landgerichtsbezirk B. gehören die 14 Amtsgerichte zu B., Bünde, Gütersloh, Halle, Herford, Lübbecke, Minden, Öynhausen, Petershagen, Rahden, Rheda, Rietberg, Vlotho und Wiedenbrück. – Der Ort ist 1015 als Bilivelde nachzuweisen und erscheint zuerst 1233 urkundlich als Stadt. B. gehörte den Grafen von Ravensberg, die vielfach auf der Sparenburg residierten, und fiel 1347 an die Herzöge von Jülich. Am Ende des 13. Jahrh. trat B. der Hansa bei. Die Reformation fand um 1545 in der Stadt Eingang. 1614 fiel B. an Brandenburg, wurde aber erst 1647 vom Großen Kurfürsten dauernd in Besitz genommen. Vgl. Fricke, Geschichte der Stadt B. (Bielef. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 833.
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