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Balkanhalbinsel

[303] Balkanhalbinsel (hierzu Karte »Balkanhalbinsel«), seit dem Anfang des 19. Jahrh. übliche Bezeichnung der südöstlichen Halbinsel Europas, obwohl das Gebirgssystem des Balkans (s. d. 1) nur deren östlichen Teil durchzieht und weder ihr höchstes, noch ausgedehntestes Gebirge ist. Während sie auf drei Seiten vom Meer (Schwarzes, Marmara-, Ägäisches, Ionisches, Adriatisches Meer) begrenzt ist, kann man als Nordgrenze gegen den Kontinent Save und untere Donau betrachten, obwohl das außerhalb dieser Linie gelegene Rumänien geschichtlich auf das innigste mit der B. verbunden ist. Im übrigen hat die B. eine asiatisch-europäische Übergangslage, die namentlich die Geschichte der östlichen B. zu einer halb asiatischen macht und die B. jetzt schon als eins der wichtigsten Durchgangsländer für den Levantehandel erscheinen läßt. Darin liegt ihre hohe Bedeutung für die europäische Politik (orientalische Frage). In dieser Begrenzung würden die Türkei mit Bulgarien, Griechenland, Serbien, Montenegro, Bosnien mit der Herzegowina und Dalmatien zur B. gehören. Richtiger bezeichnet man die B. als die südosteuropäische Halbinsel; andre Namen, wie die illyrische, griechische, oströmische, türkische oder südslawische Halbinsel, sind von der Bevölkerung oder aus der Geschichte entnommen, decken den Begriff aber keineswegs. Das Areal und die Bevölkerung der Balkanstaaten beträgt nach den letzten Zählungen und Schätzungen:

Tabelle

Auf 1 qkm kommen demnach im Durchschnitt 39 Einw., während Frankreich 72, das Deutsche Reich 104, Großbritannien und Irland 132 Bewohner auf[303] 1 qkm haben. Die Bevölkerung, die sich in buntem Gemisch aus Slawen, Griechen, Walachen, Albanesen und Türken zusammensetzt, könnte also, namentlich in den sehr fruchtbaren Flußtälern und Ebenen, wohl doppelt so groß sein. Immerhin lassen die erst kürzlich aus der türkischen Verwaltung ausgeschiedenen Gebiete Bosnien und Bulgarien mit Ostrumelien schon eine ansehnliche Zunahme der Bevölkerung, des Handelsverkehrs und des Wohlstandes erkennen, und der aufgeschlossene Osten besitzt ein sich immer mehr entwickelndes Bahnnetz (Hauptlinie Belgrad-Sofia-Konstantinopel), das den internationalen wirtschaftlichen Forderungen im ganzen entspricht, während der gebirgige, schwer zugängliche Westen (Albanien) wohl noch lange auf einer niedrigern Kulturstufe verharren wird. Vgl. Th. Fischer, Die südosteuropäische Halbinsel, in Kirchhoffs »Länderkunde von Europa«, 2. Bd., 2. Teil (Leipz. 1893); Lux, Die B. (Freib. 1887), Diefenbach, Völkerkunde Osteuropas, insbesondere der Hämoshalbinsel etc. (Darmst. 1880, 2 Bde.); Tuma, Die östliche B., militärgeographisch-statistisch dargestellt (Wien 1886); Derselbe, Griechenland, Makedonien und Südalbanien oder die südliche B. (Hannov. 1888); »Meyers Reisebücher: Türkei, Rumänien, Serbien, Bulgarien« (6. Aufl., Leipz. 1902); Dimtschoff, Das Eisenbahnwesen der B. (Bamb. 1894); I. Cvijić, Pregled geografske literature o Balkanskom Poluostrvu (Belgrad 1901); weiteres bei den einzelnen Ländern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 303-304.
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