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Odenwald

[899] Odenwald (althochd. odowaldt, »öder Wald«), ein Glied des oberrheinischen Gebirgssystems, das von dem nördlich vom Schwarzwald liegenden Kraichgauer Bergland durch den Neckar, vom Spessart durch den Main und vom Taunus durch die Rheinebene getrennt wird, ist 75 km lang, 30–50 km breit, erstreckt sich größtenteils zwischen Neckar und Main und gehört mit seinem größten Teil zum Großherzogtum Hessen, mit kleinen Teilen zu Baden und Bayern (s. Karte »Hessen«). Während er im W. sich steil aus der Rheinebene längs der Bergstraße (s. d.) erhebt, geht er im Osten auf der Grenze des Buntsandsteins und Muschelkalks in das Fränkische Terrassenland über. Die geognostische Beschaffenheit zerlegt den O. in zwei Teile. Der westliche, an der Rheinebene, besteht vorzüglich aus kristallinischem Schiefer und Massengestein (Gneis, Granit, Syenit, Granulit, Felsitporphyr etc.), dem nordöstlich von Darmstadt, da, wo die letzten Ausläufer des Odenwaldes in die Ebene übergehen, Rotliegendes, in dem Melaphyr durchgebrochen erscheint, übergelagert ist; der östliche Teil gehört der Buntsandsteinformation an. In jenem gibt es viele Schluchten und schöne Täler, prächtige Buchen- und Eichenwaldungen, zahlreiche Schlösser und Ruinen, und unter den Höhen daselbst sind vorzugsweise merkwürdig: der Melibokus (515 m) über Zwingenberg mit Turm und herrlicher Aussicht, der Felsberg (501 m), mit großartigen Felstrümmern (Felsenmeer), nahe demselben der Krähberg (549 m), der Hardberg (594 m), südlich von Waldmichelbach auf der Grenze gegen den Buntsandstein, und der aus Nephelinsels bestehende Katzenbuckel (626 m) in der Nähe des Neckar, der höchste Berg des Odenwaldes,[899] mit Aussichtsturm. Das südöstliche Gebiet gleicht einer wellenförmigen Hochebene, trägt vorzugsweise Nadelwaldungen, umschließt aber am Neckar auch großartige Partien. Straßen durchziehen den O. nach allen Seiten, und auch eine Eisenbahn führt von Darmstadt nach Eberbach von N. nach S. durch ihn hindurch, während die Linien Reinheim-Reichelsheim, Weinheim-Fürth i. O. und Mörlenbach-Wahlen in ihn hineinführen. Durch die Bemühungen des Odenwaldvereins wird das Gebirge dem Touristenverkehr mehr und mehr erschlossen. Im Gebiet der Sage tritt der O. mehrfach auf, vorzugsweise im Nibelungenlied. Vgl. Lorentzen, Der O. in Wort und Bild (2. Aufl., Stuttg. 1904); Volk, Der O. und seine Nachbargebiete (das. 1900; vereinfachte Ausgabe als »Odenwaldbuch«, 1905); Luedecke, Die Boden- und Wasserverhältnisse des Odenwaldes (Darmst. 1902); F. Jäger, Über Oberflächengestaltung im O. (Stuttg. 1904); Windhaus, Führer durch den O. (8. Aufl., Darmst. 1903); Chelius, Geologischer Führer durch den O. (Stuttg. 1903); Meyers Reisebücher: »Schwarzwald, O., Bergstraße etc.« (11. Aufl., Leipz. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 899-900.
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