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Oberflächenspannung

[861] Oberflächenspannung, eine Äußerung der Kohäsion bei Flüssigkeiten. Infolge des Bewegungszustandes der Moleküle sucht sich z. B. ein Wassertropfen auszudehnen mit einer Kraft, die auf Grund der Kontinuitätstheorie der Aggregatzustände, d.h. der Annahme, die Moleküle im Gas- und Flüssigkeitszustand seien identisch, als ebenso groß anzunehmen ist wie die Expansivkraft derselben Wassermenge nach dem Boyle-Mariotteschen Gesetz, wenn sie als vollkommenes Gas auf das Volumen des Wassertropfens zusammengepreßt würde. Diese Zusammenpressung bewirkt die Kohäsion, die Anziehungskraft zwischen den Molekülen, die somit die Expansion des Tropfens in ähnlicher Weise verhindert wie die Kohäsion der Wandungen eines Windkessels die Expansion der darin enthaltenen Druckluft. Dem Druck dieser eingeschlossenen Luft entspricht der Binnendruck im Wassertropfen, der sich experimentell nicht messen läßt, da er stets durch die Expansivkraft kompensiert wird. Wird an einer Stelle des Wassertropfens etwas Alkohol aufgebracht, so wird dort die O. vermindert, die Alkoholschicht wird auseinander gezerrt, theoretisch so lange, bis der ganze Tropfen mit Alkohol überzogen ist. Tatsächlich löst sich der Alkohol während der Ausbreitung im Wasser auf, die Strömung hört deshalb alsbald wieder auf. Läßt man kontinuierlich Alkohol nachfließen, so bildet sich eine stationäre Strömung, die Kontaktbewegung, die im Wasser des Tropfens, das durch Reibung mitgenommen wird, die Form eines Wirbelringes hat. Vgl. auch Kapillarität.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 861.
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