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Marschner

[353] Marschner, Heinrich, Komponist, geb. 16. Aug. 1795 in Zittau, gest. 14. Dez. 1861 in Hannover, bezog 1813 die Universität Leipzig, um die Rechte zu studieren, bildete sich aber zugleich unter Schicht im Klavierspiel und Komposition und gab das Rechtsstudium auf. 1816 ging er nach Wien und erhielt 1817 eine Privatmusiklehrerstelle in Preßburg, wo er seine ersten Opern, »Der Kyffhäuserberg« und »Saida« (nicht ausgeführt), komponierte. Eine dritte, »Heinrich IV. und Aubigné«, schickte eran K. M. v. Weber in Dresden, der sie 1820 mit Beifall zur Ausführung brachte. 1822 ließ er sich selbst in Dresden nieder, wo er im folgenden Jahre Musikdirektor an der Hofoper wurde. Da er die erhoffte Nachfolge Webers nicht erlangte, ging er 1827 als Theaterkapellmeister nach Leipzig und brachte dort die Opern »Der Vampyr« (1828), »Der Templer und die Jüdin« (nach W. Scotts »Ivanhoe«, 1829) zur Ausführung. 1831 folgte er einem Ruf als Hofkapellmeister nach Hannover, wo sein berühmtestes Werk, »Hans Heiling« (1833), entstand. 1859 wurde er mit dem Titel als Generalmusikdirektor pensioniert. Marschners Bedeutung liegt vorwiegend in seinen Opern, in denen die Webersche Romantik ihre erste Fortsetzung fand. Doch ist M. eine weniger sein organisierte Natur als Weber, seine Musik ist zwar voll wirksamer Momente, doch nicht immer genügend durchgeistigt, und nur seine drei letztgenannten Werke haben sich zu halten vermocht, während die andern Opern: »Der Holzdieb« (1825), »Lucretia« (1826), »Des Falkners Braut« (1832), »Der Bäbu« (1837), »Das Schloß am Ätna« (1838), »Adolf von Nassau« (1843), »Austin« (1851), vergessen sind. Eine nachgelassene Oper: »Hjarne«, wurde 1861 in Frankfurt a. M. ausgeführt. Auch Marschners Kammermusikwerke (2 Klaviertrios, ein Klavierquartett, Klaviersuiten u. a.) haben nicht dauernd zu interessieren vermocht, und nur einige Männerchöre sind noch im Ansehen (»Zigeunerleben«). 1877 wurde M. in Hannover ein Standbild (von Hartzer) errichtet. – Seine zweite Gattin (die erste, Eugenie, geborne Jäggi, starb früh), Marianne, geborne Wohlbrück, geb. 6. Jan. 1806 in Hamburg, war früher als Sängerin in Darmstadt, später in Leipzig angestellt, wo sie sich 1826 mit M. verheiratete; sie starb 7. Febr. 1854. Seine dritte (1855), ihn überlebende Gattin, die Sängerin Therese Janda (eigentlich Jander), verheiratete sich später mit dem Komponisten Otto Bach und starb 2. Okt. 1884. Seine Biographie schrieben M. E. Wittmann (in Reclams Universal-Bibliothek) und G. Münzer (Berl. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 353.
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