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Maeterlinck

[52] Maeterlinck (spr. māt-), Maurice, belg. Schriftsteller, geb. 29. Aug. 1862 in Gent, studierte an der dortigen Universität die Rechte, ließ sich daselbst als Advokat nieder und lebt seit 1896 in Paris ausschließlich seiner literarischen Tätigkeit. Nach einer etwas gekünstelten Gedichtsammlung: »Serres chaudes« (1889), erschien im gleichen Jahre sein erstes Drama: »La princesse Maleine« (deutsch, Berl. 1892; 2. Aufl. 1902), worin sich seine Eigenart so stark kundgab, daß er nicht nur in Belgien, sondern auch in Paris als der Gründer einer neuen Richtung, nämlich des Mystizismus auf der Bühne, angesehen wurde. Im »Figaro« proklamierte ihn Mirbeau als zweiten Shakespeare. Maeterlincks Mystizismus besteht namentlich in der Erregung einer unbestimmten Furcht vor einer unbestimmten Gefahr, in der Verwendung von unglücklichen Vorzeichen und düstern Ahnungen. Die Nachahmung von Shakespeare ist in »Maleine« nur zu deutlich. Weit höher steht das Drama »L'Intruse« (1890; mehrfach deutsch, zuletzt von O. E. Hartleben: »Der Ungebetene«, Berl. 1898), worin eine moderne Familie angstvoll den Eindringling Tod erwartet. Das Stücktrug in Paris eine starke Bühnenwirkung davon. Die im Walde verirrten »Aveugles« (1890; deutsch, Münch. 1897, 2. Aufl. 1902), denen niemand den Weg weist, sind symbolisch gemeint. Ganz unverständlich sind »Les sept princesses« (1891), während »Pelléas et Mélisande« (1892; deutsch, Berl. 1897) ein phantastisch aufgeputztes Ehebruchsdrama mit tiefen poetischen Schönheiten darstellen, das auch als Oper Debussys (1903) in Paris dauernden Erfolg fand. Es folgte das anmutige Idyll »Aglavaine et Sélysette« (1896) und zwei Bücher moralisierender Weltbetrachtung: »Le trésor des humbles« (1896; deutsch: »Der Schatz der Armen«, Florenz 1898) und »La Sagesse et la Destinée« (1898), worin ein gemilderter Stoizismus als Bedingung des Glücksgefühls in sehr gewählter sprachlicher Form gepredigt wird. Philosophie und Zoologie verband M. in anmutigster Form in »La vie des abeilles« (1901). Von ganz neuer Seite zeigte er sich in dem historischen Drama »Monna Vanna« (1902), dessen Erfolg namentlich in Deutschland sehr groß war. Das poetische Märchendrama »Joyzelle« (1903) und das Lustspiel »Le miracle de saint Antoine« (1905) standen nicht auf gleicher Höhe. Mannigfache Studien und Betrachtungen vereinigte er in »Le temple enseveli« (1902) und »Le double jardin« (1904). Gesammelt erschien »Théâtre de M. M.« (1904, 3 Bde.). Die genannten Werke sind fast alle von F. v. Oppeln-Bronikowski (Leipz. u. Jena) ins Deutsche übersetzt. Vgl. Jacobs, M., eine kritische Studie zur Einführung in seine Werke (Leipz. 1901); Mießner, Maeterlincks Werke (Berl. 1904); A. van Bever, Maurice M. (Par. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 52.
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