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Kanzel

[371] Kanzel, der erhöhte Ort in einer Kirche, von welcher herab der Priester die Predigt hält. Hervorgegangen aus den altchristlichen Ambonen (s. Ambo, Bd. 1, S. 171), die an den den Chor abschließenden Schranken (cancelli) standen. Später wurde dann das Lesepult des Lettners (s.d.) zum Abhalten der Predigt, demnach als Kanzel, benutzt.

In Italien begann man zuerst, die Kanzel von dem Lesepult des Lettners zu trennen und an einem Pfeiler des Mittelschiffes anzubringen, damit der Prediger näher der Gemeinde sei und besser verstanden werden könne. Diese Kanzeln standen anfangs zumeist auf Säulen und hatten einen vorwiegend quadratischen Grundriß. In der gotischen Zeit wurden dieselben in der Regel polygon gestaltet. Die ältesten Kanzeln haben keine Decke, während man, namentlich in Deutschland, bald begann, dieselben mit einem Schalldeckel zu versehen, der in der Renaissanceperiode mit sitzenden oder schwebenden Engelsgestalten überreich verziert zu werden pflegte. Die Stellung der Kanzel ist so zu wählen, daß man den Prediger überall deutlich hören und sehen kann, ohne daß der Kirchgänger, wenn er sich zum Altare wendet, den Stuhl zu ändern hat. In den protestantischen Kirchen wird deshalb meist die Kanzel hinter dem Altare angebracht. Da, wo eine Choranlage vorhanden, wird die Kanzel am Chorbogen Aufstellung finden, während sie bei großen und langen Kirchen an einer Langseite, etwa einem Pfeiler des Mittelschiffs ihren Platz erhält Die Höhe der Kanzel darf keine zu große sein, wenn ein deutliches Vernehmen erreicht werden soll. Es muß deshalb die Höhe des Bodens der Kanzel über dem der Kirche etwa 3,0 m betragen.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 371.
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