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Sapo

[1002] Sapo.

Sapo, frantzösisch Sapon, teutsch Seiffe, ist ein Gemenge von dicken, groben Baumöl, Stärckmehle, Kalchwasser und der Lauge aus der Kaliasche. Dieses alles läst man mit einander kochen, und rührets stetig überm Feuer um, bis daß ein Teig draus wird; draus macht man Stücken, frantzösisch heissens Kuchen, pains, teutsch, Riegel, wann es nach und nach verkühlet hat. Es giebet ihrer allerley Sorten, welche ihren Namen von denenjenigen Orten überkommen, woselbst sie sind bereitet und gesotten worden. Die erste und die beste drunter ist le savon d'Alicant, die Seiffe von Alicanten: die andere le Chartagene, die Seiffe von Carthagena: die dritte le veritable Marseille, die rechte Marsilische Seiffe: die vierte le Gayette, die Seiffe von Gayette: die fünffte le Toulon, die Seiffe von Toulon, welche fälschlich Savon de Gennes, Genueser Seiffe genennet wird. Es wird auch zu Paris und an vielen andern Orten mehr zu Frankreich Seiffe gesotten.

Die Seiffe muß trocken und schönfleckigt seyn.

Die Seiffe und deren Arten unterscheidet die Menge und Kraft des alkalischen Saltzes, welches dazu genommen worden ist, dann dieses machet sie mehr oder weniger scharf. Man könte sie auch wol mit der Lauge von calcinirten Weinsteine, oder von der Potasche, oder von verbrannten Weindrestern zurichten: allein, die Seiffe würde davon gar zu sehr starck werden, und würde das leinene und anderes Geräthe zu sehr fressen und mürbe machen.

Wann das Baumöl seltsam ist, könte an seine Stelle zu dem Seiffensieden Nußöl, Leinöl, oder ander Oel gebrauchet werden. Wann aber alle diese Oele mit einander abgehen, dergleichen in Frankreich Anno 1709. und 1710. bald geschehen wäre, so nehmen die Seiffensieder an deren Statt das ölige und flüßige Fett von der Rinder und anderer Thiere[1002] Därmen: doch kriegt die Seiffe einen häßlichen Geruch davon. Es würde auch, welches noch zu mercken, die Seiffe von den andern Oelen nicht so gut beschaffen seyn, als wie die vom Baumöle.

Das Seiffenwasser wird der gemeinen Lauge zu guter Wasche billig vorgezogen, dann sie erhält dieselbe länger: und die Seiffe ist ein gar schwaches dissolvens welches sie nicht sehr verzehren kan. Wann aber das Geräthe gar zu schmutzig ist, dann zieht man es manchmahl vorhero durch die Lauge, ehe man es ins Seiffenwasser bringet. Das Oel, welches in der Seiffe mit der Lauge aufs allergenaueste vermischet worden ist, zähmet und verschlinget ihr alkalisch Saltz dermassen, daß es dessen Thun und Wirckung ziemlich zwinget; und daher ist es auch so schwach. Doch könte man auch sprechen, es wäre dieses Oel selbst, weil es mit diesem Saltze gleichsam bestarcket ist, ein sulphureum dissolvens analogum, oder ein solches Ding, das da tüchtig, das schwefelhafte, fette Wesen, das die Wäsche garstig machet, aufzulösen, wann es nur nicht gar zu grob gewesen.

Es ist eben nicht nöthig, daß Stärckmehl zu Bereitung der Seiffe genommen werde; sondern, man darf nur Oel und eine starcke, Lauge von Suda mit einander vermischen; dann, wann das Oel und die Lauge starck unter einander gerühret und gekochet werden, so gehen sie zusammen und wird ein weisses, weiches Corpus draus, wie eine Salbe, das nach und nach gantz harte wird. Das Stärckmehl dienet blos darzu, daß die Seiffe ehe dicke wird, und trockener und weisser.

Die Seiffe zertheilet starck, wird äusserlich zu Verhärtung der Mutter gebrauchet, auch zu allerhand Beulen und Geschwulsten.

Die Kauffleute haben sonst noch eine Gattung weicher oder flüßiger Seiffe zu verkauffen, und deren zweyerley, schwartze, oder braune, und grüne. Die erste wird zu Amiens, und zu Abbeville in Picardie gemacht, und von Brennölhefen, Zinnkalche und Kalchwasser bereitet. Die andere machen sie in Holland mit Hanfföl, davon wird sie grüne. Diese letztere ist in Franckreich rar.

Die weichen Seiffenarten dienen für die Hüter.

Die sollen auch das Fieber vertreiben, wann die Fußsohlen damit gerieben werden.

Bey dem Gesundbrunnen zu Plombeires wächst ein setter Letten oder Thon, der thut soviel als wie die Seiffe: deswegen wird er Savon naturel, natürliche Seiffe, genennet und ist ein Art Smectis oder terra saponaria, deren an gehörigen Orte wird gedacht werden.

In den spanischen Inseln und auf dem vesten Lande in America befindet sich ein kleiner Strauch, der ist so krumm als wie der Bruscus, und seine Blätter sehen wie die an dem Farnkraute aus. Seine Frucht ist rund, so groß als eine Nuß, mit einer rothen, glatten Haut umgeben. Unter derselben befindet sich ein zähes, weisses Fleisch; wird dieses abgenommen, so hinterbleibet eine runde schwartze, gar harte und sehr bittere Kugel.

Die Frucht verrichtet eben soviel, als wie die Seiffe: sie legen zwey oder drey Kugeln in heisses Wasser, und seiffen damit Leinwand und Kleider. Davon entsteht ein grosser Schaum, von dem wird[1003] alles rein und sauber, was damit gewaschen wird. Diese Früchte zerschmeltzen allgemach im Wasser, bis daß nichts nicht mehr übrig, ohne kleine harte Nüsse, die werden durchgebohrt und Paternoster draus gemachet.

Sapo kommt von sevum, Unschlitt: dieweil die Seiffe so aussieht.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1002-1004.
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