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Luther

[48] Luther (d.h. Lothar), Martin, geb. 10. Nov. 1583 zu Eisleben, Sohn des Bergmanns Hans L. aus Möhra, der später nach Mansfeld übersiedelte. L. studierte in Magdeburg, Eisenach und Erfurt, trat 1505 in den Augustinerorden, erhielt 1507 die Priesterweihe, wurde 1508 Professor der Philosophie an der neu errichteten Universität Wittenberg, 1512 Doctor der Theologie, 1516 auch Prediger an der Stadtkirche. Schon im Kloster war er mit einer Hauptlehre der Kirche, der von der Rechtfertigung, gründlich zerfallen; als daher der Dominikaner Tetzel 1517 in Mitteldeutschland den Ablaß verkündete, hatte L. Gelegenheit für seine Meinung sich zu erheben, ohne daß er gegen die Kirche selbst aufzutreten schien. Am 31. Oct. schlug er die 95 Sätze an, die er gegen Jedermann in öffentlicher Disputation zu vertheidigen gelobte, von denen aber ein ziemlicher Theil mehr oder weniger unkirchlich war. Sein Auftreten fand großen Beifall, theils weil in Deutschland eine tiefe Mißstimmung gegen die päpstliche Politik herrschte, theils weil eine große politische Agitation, der Ritterschaft gegen die Fürsten, der Bauern gegen die Gutsherren, bereits im Gange war; unstreitig gaben die kirchlichen Zustände jener Zeit nur zu viel Gelegenheit zu erfolgreichen Angriffen. Die Versuche des Papstes Leo X., L.n durch Güte zur Ruhe zu bringen, scheiterten, die Disputation mit Dr. Eck und die päpstliche Verdammung von 41 Sätzen reizten L.n noch mehr, so daß er in Flugschriften unverblümt gegen den Papst, die Kirchenordnung, die Lehre und den Cultus der Kirche auftrat und den 10. Decbr. 1520 die päpstliche Bulle verbrannte. Kaiser Karl V. lud ihn 1521 vor den Reichstag, wo L. auf seinen Sätzen beharrte, aber keine Gefahr lief, wie gewöhnlich behauptet wird, weil er von Fürsten u. Rittern eines zureichenden Schutzes versichert war. Auf seiner Rückkehr ließ ihn sein Landesherr, der Kurfürst Friedrich von Sachsen, auf die Wartburg bringen, wo er 10 Monate blieb u. seine Bibelübersetzung begann. Seit dieser Zeit wurde aber L. der Volksbewegung entschieden fremd, selbst feindselig u. leitete die Reformation mit den Fürsten, soweit er u. sie für gut fanden; seine ersten u. eifrigsten Freunde. Franz von Sickingen mit seinen adeligen Genossen, unterlagen den Fürsten 1523, die Bauern büßten ihre Auslegung der »evangelischen Freiheit« durch entsetzliche Niederlagen u. fanden in L. nichts weniger als Fürsprecher, der für die Niedergeworfenen bei den Fürsten um Gnade gebeten hätte (1524–26). L. selbst legte 1524 die Mönchskutte ab u. heirathete 1525 eine ehemalige Nonne, Katharina von Bora, führte darauf in Sachsen eine neue Kirchenordnung ein, verfaßte den kleinen und großen Katechismus, vollendete die Bibelübersetzung, dichtete geistliche Lieder und formte altkirchliche um, hielt Kirchenvisitationen, predigte viel und führte einen ungemein ausgebreiteten Briefwechsel, schleuderte unübertrefflich grobe und schmähsüchtige Streitschriften gegen theologische u. nichttheologische Gegner, unflätige Flugschriften gegen den Papst, gerieth mit Zwingli wegen der Abendmahlslehre in Fehde und verketzerte und verlästerte ihn, ermahnte 1530 von [48] Koburg aus Melanchthon u. seine Freunde auf dem Reichstage zu Augsburg gegen jede Nachgiebigkeit, erlebte noch den Uebertritt von ganz Sachsen in Folge des Todes von Herzog Georg, des Hauses Brandenburg, der Bischöfe von Schwerin, Lübeck und Kamin, aber auch die Spaltung der Reformation durch Zwingli, Heinrich VIII. von England, durch die Wiedertäufer etc. Seine letzten Schriften waren gegen den Papst (»das Pabstthum vom Teufel gestiftet«) und die Juden gerichtet und sprühten von Schmähung, Spott und Haß; er st. den 18. Febr. 1546 zu Eisleben u. wurde in der Kirche zu Wittenberg begraben. Sein Geschlecht erlosch in männlicher Folge 1759 mit dem Rechtsconsulenten Martin Gottlob L. Seine Schriften haben vielfache Ausgaben erfahren, am vollständigsten von Walch in 24 Bdn., Halle 1741–51.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 48-49.
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