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Krug

[666] Krug, Wilh. Traugott, protestant. Theolog und Philosoph, geb. 1770 zu Radis bei Wittenberg, lehrte seit 1794 an der Universität Wittenberg, durfte jedoch keine theologischen Vorlesungen halten und kam durch seine philosophischen [666] nicht vorwärts, nachdem er als Verfasser einer Schrift bekannt geworden war, worin er die geoffenbarte Religion als etwas zu vervollkommnendes darstellte. Aber 1801 wurde er Professor der Philosophie zu Frankfurt a. d. O., 1805 Kants Nachfolger in Königsberg, lehrte alsdann von 1809 an in Leipzig, bis er 1842 st., nachdem er 1813 den Befreiungskrieg als reitender Jäger bis zum Einzug in Mainz mitgemacht hatte und 1834 Ehrenprofessor u. mit einem Ruhegehalte bedacht worden war. K. war einer der rührigsten Helden der Aufklärungswuth, welche in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. zur Mode geworden; was seinen äußerst zahlreichen Schriften an Tiefe der Gedanken und Gründlichkeit der Kenntnisse gebrach, glaubte er durch Breite der Darstellung u. durch das Zuschautragen seines aufrichtigen aber seichten Liberalismus genügend zu ersetzen. Als Theolog verfolgte er alles, was ihm nach Supranaturalismus und Mysticismus roch und zeigte sich namentlich dem Katholicismus spinnenfeind. Als Philosoph beschied er sich anfangs dahin, ein Kantianer zu sein, doch bald suchte er den Meister zu schulmeistern und stellte dem Kriticismus einen »transcendentalen Synthetismus« oder einen Idealrealismus entgegen, der von dem glaubwürdigen Sätzlein ausgeht, daß Sein und Wissen, Reales und Ideales ursprünglich gesetzt und miteinander verknüpft seien. Weil K. selten eine wichtige Zeitfrage vorübergehen ließ, ohne sofort darüber zu schreiben, lieferte er auch eine Menge Schriften kirchenrechtlichen und politischen Inhaltes. Das Werk, worin er sich selbst mit seinem ganzen Wesen und Streben am besten gibt, ist das »Allgemeine Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften nebst ihrer Literatur und Geschichte«, Leipzig 1827 ff., 4 B. mit Supplementband. Seine »Lebensreise« beschrieb er »in 6 Stationen« schon 1826 u. nachträglich noch die »Leipziger Freuden und Leiden im Jahre 1830«, Leipzig 1831.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 666-667.
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