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Böotien

[590] Böotien, Landschaft in Mittelgriechenland, 45 QM. groß, an Attika, den korinthischen Meerbusen, Phokis, Lokris und die Meerenge des Euripus gränzend, größtentheils von Gebirgen umgeben, dem Parnaß, Cithäron, Helikon u.s.w., zerfällt in das Kesselthal des Sees Kopais, in welchen sich der Cephissus ergießt, in das Thal des Asopus und mehrere kleinere Thäler. Das Land um den Kopaissee ist sehr fruchtbar, jetzt aber theilweise versumpft, weil die uralten Abzugskanäle des Sees verstopft sind. Außerdem hat B. dunkle Marmorarten, Eisen, Meerschaum, gute Töpfererde. Das alte B. war stark bewohnt; über die 14 (oder 12?) Städte wollte Theben Bundeshaupt sein, was ihm selten gelang. Die Böotier galten als tüchtige Bauern und Soldaten, aber daneben als grob, stumpfsinnig und sinnlich; doch zählten sie einen Epaminondas und Pelopidas, einen Pindar, eine Korinna u. Myrtis zu den ihrigen. Seine Lage machte B. zum Kampfplatze über Griechenlands Schicksal. Theben, Platää, Tanagra, Chäronea, Koronea, Leuktra, Orchomenus und Haliartus gaben Schlachten ihren Namen. Unter der Römerherrschaft sank B. tief herab, unter der türkischen verkümmerte es vollends und erst seit 1829 lebt es wieder auf; doch zerstörte ein Erdbeben im Sommer 1853 Neutheben vollständig.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 590.
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