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Vedische Philosophie

[784] Vedische Philosophie: Die Philosophie der Veden (Veda = Wissen) mit drei Perioden: 1. Altvedische Periode (Rigveda); 2. Jungvedische Periode (Upanishads = Geheimlehren); 3. Nachvedische Periode (Mimansa, Vedanta, Nyaya, Vaiseshika, Sankhya, Yoga). Die Vedanta-Philosophie betrachtet das empirische Wissen als Nichtwissen. Dem wahren Wissen enthüllt sich die Vielheit der Dinge und Individuen als Schein, als Illusion (»Schleier der Maja«), In Wahrheit existiert nur das Eine, das göttliche Allwesen, das »Brahman«; die Welt ist nichtig, wesenlos (Akosmismus), nicht (wie die älteren Veden lehren) eine Emanation des Göttlichen. Das »Brahman« ist ewiges, unwandelbares, reines Sein, übersinnlich, immateriell. Die Körperwelt ist ebenso Schein wie die Welt der einzelnen Ichs, die nur in der Erscheinung verschieden, an sich aber eins, das göttliche Selbst (»Atman«) sind (»Aham Brahma asmi«; »Tat twam asi«). Hier wird also ein Monismus, Pantheismus, Idealismus gelehrt. Höchstes Ziel ist die, alle Seelenwanderung, alle Wiedergeburt (mit den Folgen des früheren Lebens, dem »Karma«) aufhebende Einswerdung mit dem Einen. Aussprüche:

Der eine bin ich; was da ist, ich bin es.

Der sich zu allen Wesen umgestaltet.

Was er schuf, nimmt dann zurück er wieder,

Zur Einheit werdend mit des Wesens Wesen.

Der eine Gott, verhüllt in allen Wesen,

Durchdringend alle, aller innere Seele.

Schriften: Rig-Veda, deutsch von Grassmann, 1876; von Ludwig, 1876-83. – Oupnekhat, lateinisch von Anquetil Duperron, 1801; deutsch 1882. – Rig-Veda, hrsg. von M. Müller, 1869. – Vgl. DEUSSEN, Sechzig Upanishads des Veda, 1897; 2. A. 1905. – Das System des Vedanta; 2. A. 1906. – Die Sutras des Vedanta, 1887. – Allgemeine Geschichte der Philos., 1894 ff. – Geheimlehre des Veda, 2. A. 1907. – OLDENBERG, Die Religion des Veda, 1894; Rig-Veda, 1888 f. – WALLESER, Der ältere Vedanta, 1910.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 784-785.
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