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Überzeugung

[541] Überzeugung (persuasio) ist feste Gewißheit (s. d.), Durchdrungensein von der Gültigkeit eines Urteils, innerlich fest gegründete Bestimmtheit des Denkwillens, der sich der logischen Zustimmung (s. Beifall, Synkatathesis) nicht erwehren kann infolge unmittelbarer oder mittelbarer Evidenz (s. d.), starker Glaube (s. d.).

PLATNER erklärt: »Wenn eine Vorstellung erreicht hat einen gewissen Grad der Stärke, so wird es der Seele unmöglich, sich die Sache anders zu denken, d.h. unter andern Merkmalen und Verhältnissen, als enthalten sind in der Vorstellung. Daher eine innige Empfindung, daß das in der Sache sei, was in der Vorstellung ist. und diese innige, einfache Empfindung ist die Überzeugung« (Philos. Aphor. I, § 737). »Alles, was... ein Gegenstand sein kann menschlicher Überzeugung, sind entweder Begebenheiten oder Begriffe: historische Überzeugung und philosophische« (l. c. § 739). Je nachdem der zur Überzeugung gehörige Stärkegrad von Vorstellungen und Urteilen aus der psychischen Kraft dieser oder aus ihrem Zusammenhang mit allgemeinen Begriffen und Grundsätzen entsteht, gibt es »Überzeugung des Gefühls« und »Überzeugung der Vernunft« (l. c. § 741 ff.. Log. u. Met. S. 79). Nach FRIES ist die Überzeugung »ein der Form nach gesetzmäßiges Fürwahrhalten« (Syst. d. Log. S. 460). BIUNDE erklärt: »Wenn der Glaube an eine Wirklichkeit rücksichtlich an eine Wahrheit kein blinder ist, sondern auf dem klaren Denken und Anerkennen bestimmter Gründe beruht..., so sind wir überzeugt und halten uns und sind der Sache gewiß« (Empir. Psychol. I 2, 342 f.). – Nach L. KNAPP besteht die Überzeugung »in einer durch das ausnahmslos gemeinsame Auftreten von Vorstellungen unzertrennlich gewordenen Association« (Syst. d. Rechtsphilos. S. 47). – A. BAIN bemerkt: »There is a natural tendency to believe much more than we have any experience of« (Log. I, p. 12). – Nach A. MEINONG haftet die Evidenz am Urteile (Üb. Annahm. S. 63 ff.). Vgl. H. GOMPERZ, Psychol. d. log. Tatsach. S. 68. – Vgl. Beifall, Evidenz, Glaube, Fürwahrhalten, Gewißheit, Wissen, Synkatathesis, Object.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 541.
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