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Verdichtung der Vorstellungen

[623] Verdichtung der Vorstellungen nebst Verdunkelung und Verschiebung derselben ist nach WUNDT ein bei allen Entwicklungen von Sprache, Mythus, Sitte wiederkehrender Vorgang. »Die Vorstellungen verdichten sich,[623] indem mehrere ursprünglich gesonderte infolge wiederholter oder durch starke Gefühlscomponenten gehobener Association vereinigt und zuletzt in der Apperception zu einem einheitlichen Ganzen verbunden werden. Da bei diesem Vorgang einzelne Bestandteile wiederum zumeist infolge ihrer intensiveren Gefühlswirkung klarer als andere appercipiert werden, so verdunkeln sich diese letzteren d können endlich ganz aus dem complexen Product verschwinden. Auf diesem Wege ereignen sich dann von selbst Verschiebungen der Vorstellungen, deren Endproducte namentlich dann, wenn die Processe der Verdichtung und der Verdunkelung mehrmals nacheinander eingetreten sind und wechselnde Bestandteile ergriffen haben, gänzlich von der Anfangsvorstellung verschrieben sein können.« Diese Vorgänge sind »in erster Linie als Symptome von Veränderungen der Gefühlslage zu betrachten, die zunächst einen Bedeutungswandel von Mythus und Sitte hervorbringen und dann von hier aus auch auf die Sprache zurückwirken« (Gr. d. Psychol. S. 377 f.). Vgl. Begriff.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 623-624.
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