[521] Trieb ist ein Willensimpuls, der durch gefühlsbetonte Empfindungen oder Vorstellungen unmittelbar, ohne Reflexion, ohne bestimmtes Zweckbewußtsein, aber doch zielstrebig, d.h. auf Befriedigung eines bestimmten Bedürfnisses, auf Entfernung einer Unlust oder Erreichung einer Lust, ausgelöst wird und sich in Bewegungen entlädt, deren Zweckmäßigkeit teils ursprünglich-reflectorischer Art (gattungsmäßig erworben), teils erst individuell-erfahrungsgemäß erworben ist. Triebhandlung ist eine einfache Willenshandlung, eine solche, die durch ein einziges Motiv (s. d.) unmittelbar, mit organisch-psychischer Nötigung, hervorgerufen wird. Primär sind jene Triebe, welche auf ursprünglich-organischen (psychophysischen) Dispositionen beruhen. secundär jene, welche durch »Mechanisierung« (s. d.) von Willkürhandlungen entstehen. Der Trieb hat von Anfang an einen bestimmten Inhalt, eine bestimmte Tendenz, aber die Bestimmtheit in bezug auf seine Objecte entsteht erst durch Erfahrung, Association. Der Trieb ist nichts absolut Einfaches, sondern enthält als Momente Empfindung (bezw., später, Vorstellung), Gefühl (Affect) und Streben. er ist so, phylo- und ontogenetisch der Ausgangspunkt alles Wollens und Handelns. Es lassen sich materiale und functionelle Triebe (s. Bedürfnis), Selbsterhaltungs- und Gattungstriebe, sinnliche und geistige Triebe unterscheiden.
Der Trieb wird bald als ein primärer Bewußtseinszustand betrachtet, bald auf Gefühle und Empfindungen (Vorstellungen) zurückgeführt oder aus Reflexbewegungen (s. d.) abgeleitet.
Von Naturtrieben (hormê), »prima naturae, principia naturalia« ist schon bei den Stoikern die Rede (Cicer., De offic. I, 4). – AUGUSTINUS Unterscheidet sinnliche und intellectuelle Triebe (De gen. ad litt. X, 12). Die Scholastiker betrachten den Trieb als natürliches, niederes, sinnliches Begehren (s. d. u. Streben). – Über den Begriff des »conatus« bei HOBBES, SPINOZA u. a. vgl. Erhaltung, Streben (vgl. auch Instinct). – Nach CRUSIUS ist der Trieb ein »fortdauerndes Bestreben eines Willens« (Vernunftwahrh. § 447). Der Mensch hat drei Grundtriebe: Vervollkommnungstrieb, Liebestrieb, Gewissenstrieb (Weg zur Gewißh. 1747). Nach PLATNER ist der Trieb ein »Zweck eines lebendigen Wesens, inwiefern es sich denselben war lebhaft, jedoch undeutlich vorstellt« (Philos. Aphor. II, § 41). Vgl. FEDER, Log. u. Met. S. 324. – Nach SCHILLER sind Triebe »die einzigen bewegenden Kräfte in der empfindenden Welt« (Ästhet. Erzieh. 8. Br.). Die Grundtriebe sind der Erkenntnis- (Vorstellungs-) und der Selbsterhaltungstrieb (Vom Erhabenen, S. 10. vgl. Spiel).
Ähnlich wie KANT (Anthropol.) erklärt E. SCHMID den Trieb als »die innere und fortdauernde Bedingung des wirklichen Begehrens oder der Äußerung des Begehrungsvermögens« (Empir. Psychol. S. 385 f.). »Trieb ist der Instinct in bezug auf alles, was mit ihm äußerlich verbunden werden kann« (l. c. S. 387). Die begehrende Kraft hat zwei Grundtriebe: »1) einen Trieb nach Vermehrung und Belebung des Stoffes, welchen das Vorstellungsvermögen leidentlich aufnimmt«, »2) einen Trieb nach höherer und vollkommnerer Bearbeitung dieses Stoffes durch die Selbsttätigkeit des Vorstellungsvermögens« (l. c. S. 388 f.). Der[521] Stofftrieb ist »Trieb nach rohem Stoff« und »Trieb nach verarbeitetem Stoff«. Den Stoff streben wir zu erhalten, zu beleben, zu vermehren (l. c. S. 392). Nach KRUG ist der Trieb »eine allgemeine innere Bedingung des Strebens, vermöge deren das Gemüt durch das Gefühl der Lust und Unlust zu gewissen Arten der Tätigkeit angereizt wird« (Fundamentalphilos. S. 170. Handb. d. Philos. I, 59 f.. vgl. FRIES, Anthropol.. SALAT, Lehrb. d. höher. Seelenkunde S. 231 ff.). G. E. SCHULZE definiert: »Dasjenige Begehren, wozu ein fortdauernder Grund in dem begehrenden Wesen vorhanden ist, heißt ein Trieb« (Psychol. Anthropol. S. 411). Nach BOUTERWEK ist der Trieb ein »Grundprincip des Lebens« (Apodikt. II, 71 ff.. vgl. F. A. CARUS, Psychol. I, 293 ff.). Nach JACOBI ist der Trieb das »allein aus der Quelle Wissende« (WW. III, 214). Der Trieb macht das Wesen des Einzelwesens aus (l. c. IV, 17 f.). Nach LICHTENFELS ist der (psychische) Trieb ein »ursprüngliches psychisches Streben« (Gr d. Psychol. S. 15). Nach HEINROTH ist die Seele, das Selbst ursprünglich ein Trieb (Psychol. S. 46 ff.). Der Trieb enthält Kraft und Bedürfnis (l. c. S. 63 ff.). – Nach J. G. FICHTE ist der sinnliche Trieb die Sinnlichkeit, sofern sie durch Spontaneität bestimmbar ist, sich auf den Willen bestimmt (Vers. ein. Krit. all. Offenbar. S. 9, 17). Trieb ist »ein sich selbst producierendes Streben,... das festgesetzt, bestimmt, etwas Gewisses ist« (Gr. d. g. Wissensch. S. 278). Der Trieb ist im Ich gegründet, dem das Nicht-Ich entgegenstrebt: er geht auf Causalität aus, hat aber selbst keine, ist von ihr frei (ib.). Durch den »Vorstellungstrieb« wird das Ich (s. d.) zur Intelligenz (l. c. S. 288 ff.). In der Natur besteht ein »Trieb zur Organisation« (Syst. d. Sittenlehre S. 353). – Nach J. J. WAGNER sind die Triebe Bestrebungen zu nach außen gerichteten Affecten (Organ. d. menschl. Erk. S. 297). Nach SUABEDISSEN gehen die Begehrungen und Bestrebungen des leiblichen Lebens alle aus dem »ursprünglichen leiblichen Lebenstriebe« hervor. Die drei Grundtriebe sind: der (organische) Bildungstrieb, der Trieb nach Bewegung, der Trieb nach angenehmen Empfindungen (Grdz. d. Lehre von d. Mensch. S. 77 f.). Nach ESCHENMAYER ist Trieb »alles, was als innere Nötigung und Aufforderung in uns vorkommt« (Psychol. S. 44). »Das freie Princip der Seele, und zwar in der Richtung, die wir seine Willensseite nennen, wenn es noch von den Naturgewalten umfangen, von den organischen Kräften noch gefesselt ist, äußert sich als Trieb« (l. c. S. 44 f.). Drei echte Naturtriebe gibt es: Bildungstrieb, Selbsterhaltungstrieb, Geschlechtstrieb. bei den Tieren kommt noch der Kunsttrieb hinzu (l. c. S. 45. vgl. WEISS, Wesen u. Wirken d. Seele: Gegensatz von Sinn und Trieb). – CHR KRAUSE erklärt: »Jedes Wesen... ist, als urwesentlich, auf ewige Weise in einem Urtriebe bestrebt und wirkt als eine Urkraft seiner Art, alles sein Ewigwesentliches an seinem Bleibenden in der Zeit als ein Leben zu gestalten«.(Urb. d. Menschh.3, S. 330). – Einen Trieb schreibt SCHOPENHAUER allen Dingen zu (vgl. Wille). – Nach HEGEL ist der Trieb die Tätigkeit, den Mangel des Bedürfnisses, d.h. dessen bloße Subjectivität, aufzuheben (Naturphilos. S. 607). Nach K. ROSENKRANZ ist der Trieb die »zur Selbstentfaltung strebende Natur des lebendigen Subjects«. Der Trieb ist »Lebenstrieb« (Selbsterhaltungs- und Nahrungstrieb, Geschlechtstrieb), »Trieb der Intelligenz« (Erkenntnistrieb, Trieb des Wollens und Handelns) (Psychol.3, S. 419). Nach J. E. ERDMANN ist der Trieb »der Wille, als das Bestreben, sich durch Negation des Reizes zu affirmieren« (Grundr. § 132). Nach SCHALLER ist er das Streben des Selbstgefühles, den ihm widersprechenden Zustand aufzuheben (Psychol. I, 266 ff.).[522] nach MICHELET das »tätige, aufs Object einwirkende Gefühl, welches die Lust in der Negation des Objects sucht und damit gegen dasselbe angetrieben wird« (Anthropol. S. 467. vgl. G. BIEDERMANN, Philos. als Begriffswiss. I, 254. G. W. GERLACH, Hauptmom. d. Philos. S. 137 ff.). – Nach BENEKE wurzelt jeder Trieb in einem bestimmten »Urvermögen« der Seele oder in Massen solcher (Lehrb. d. Psychol.3, § 25). – Nach L. FEUERBACH ist der »Glückseligkeitstrieb« der »Trieb der Triebe«. »Jeder Trieb ist ein anonymer, weil nur nach dem Gegenstand, worin der Mensch sein Glück setzt, benannter Glückseligkeitstrieb« (WW. X, 60).
Nach VOLKMANN ist der Trieb jene Kraft, »welche der Vorstellung des Begehrten ihre Bewegungstendenz verleibt und sie dadurch zur begehrten Vorstellung erhebt« (Lehrb. d. Psychol. II4, 436). Nach LINDER ist der Trieb »eine in der Natur des Menschen begründete bleibende Disposition zu einem der Art, nicht dem Objecte nach, bestimmten Begehren«. »Seine Grundlage hat der Trieb in unangenehmen Empfindungen und dunklen Vorstellungen, welche zum Sitz reger Unlustgefühle werden. Das vage Unlustgefühl erzeugt das allgemeine, unbestimmte Streben, aus der unbehaglichen Gemütslage in eine andere, behaglichere überzugehen, ohne daß eine klare Vorstellung den Weg dieses Überganges bezeichnet. Der Trieb ist daher blind« (Empir. Psychol. S. 200). »Die Triebe lassen sich unterscheiden in physische und psychische, je nachdem die Grundlage derselben in der Regsamkeit der Nerven oder in der Regsamkeit der Vorstellungen liegt« (l. c S. 201). – Die seelische Grundkraft, »das Grundverhältnis des psychischen Wesens« erblickt im Trieb FORTLAGE (Psychol. I, Vorr. S. XIX). Der Trieb ist an sich unbewußt, weil das Bewußtsein-Erzeugende (l. c. I, 97). Bewußt wird er erst als gehemmter Trieb (l. c. II, 26 f.). Ursprünglicher Grundtrieb ist der Trieb der Selbsterhaltung (l. c. I, 475 ff.). Der Trieb »strebt nach einem gewissen nicht vorhandenen Zustande, welcher, sobald er mit Bewußtsein eintritt, als Lust empfunden wird. Die Lustempfindung heißt die Befriedigung des Triebes« (l. c. I, 300 ff.). Trieb und Gefühl sind die beiden Seiten desselben Grundverhältnisses des Ich (l. c. 1, S. XIX. vgl. I, 330 ff.. II, 486). Ein Triebwesen ist der Geist nach J. H. FICHTE (Psychol. I, 20). Der Trieb ist überhaupt »das eigentlich Gestaltende, Formgebende in der gesamten organischen Natur« (l. c. S. 21). Als instinctbehaftet hat er den Keim des Idealen in sich (l. c. S. 21). Jeder Trieb beruht auf einem bestimmten »Ergänzungsbedürfnis« (l. c. S. 175). Der Trieb ist zugleich schon »dunkles Vorstellen« (l. c. S. 176). Jeder Trieb ist als vorbewußter »Einheit von dem, was auf der Stufe des Bewußtseins Wille und Intelligenz heißt« (l. c. II, 21 ff.). Der Urtrieb ist Quelle des Bewußtseins (s. d.). Das Gefühl drückt nur aus »die subjective Wertbestimmung, welche irgend ein Bewußtseinszustand für den Geist besitzt. es entspringt ans der Förderung oder der Hemmung irgend eines im objectiven Wesen unseres Geistes liegenden Triebes« (l. c. I, S. 197). Auf Triebe führt die unbewußt-unwillkürliche Seelentätigkeit ULRICI zurück (Leib u. Seele, S. 498). Der Trieb geht der Empfindung und dem Gefühl voran (l. c. S. 253 ff.). Er ist wesentlich Selbsterhaltungstrieb (l. c. S. 570 ff.). Grund des Gefühls ist der (ursprünglich unbewußte) Trieb nach O. GÖRING (Syst. d. krit. Philos. I, 65, 93. vgl. JESSEN, Psychol.). Nach R. HAMERLING liegt allem Sein ein »Daseinstrieb« zugrunde. Trieb ist unbewußter Wille (Atomist. d. Will. I, 263 f.). Als primitiven Seelenvorgang betrachtet den Trieb HORWICZ (Psychol. Anal. I, 171). – Nach LOTZE ist der Trieb nicht ein [523] Wollen, sondern nur »das Innewerden eines Getriebenwerdens« (Mikrok. I2, 287). Triebe entstehen aus Gefühlen nur durch Erfahrungen (Med. Psychol. S. 298 f.. vgl. S. 296 ff.). Nach FROHSCHAMMER ist der Trieb »das aus der ineinander greifenden Gesamtheit der Gliederung des organischen Wesens hervorgehende Streben nach dem, was ihm zur Erhaltung, zum Bestehen und Fortpflanzen notwendig förderlich und allenfalls auch angenehm ist« (Mon. u. Weltphant. S. 30) Nach HAGEMANN ist der Trieb »die zur Selbstentfaltung und Selbstvervollkommnung strebende Natur des lebendigen Wesens« (Psychol. S. 108). Die unbewußten Triebregungen sind der Instinct (l. c. S. 109). Das Triebleben bildet die Grundlage der Gefühle (l. c. S. 109). Es gibt individuelle, sociale, religiöse Triebe (l. c. S. 110 ff.). Nach E. v. HARTMANN ist »Trieb« »nur eine materielle, moleculare Prädisposition zu bestimmtem Begehren« (Mod. Psychol. S. 197. Philos. d. Unbewußt. I10, 60 f., 220 ff.). Nach HÖFLER ist der Trieb eine Begehrungsdisposition oder auch deren Betätigung (Psychol. S. 512 f.). – Nach HÖFFDING entsteht ein Trieb, wenn das unwillkürliche Einleiten einer Bewegung durch ein Gefühl sich mit einer gewissen Vorstellung des Zweckes zu welchem sie führt, im Bewußtsein geltend macht (Psychol. S. 324). »In jedem Triebe ist eine gewisse Unruhe« (l. c. S. 325). Bewegung geht der Wahrnehmung voraus (l. c. S. 427, wie A. BAIN). Der Trieb umfaßt ein Gefühl und ein Bedürfnis der Tätigkeit (l. c. S. 442). Der Trieb ist ein Trachten nach dem Inhalt einer Vorstellung (l. c. S. 443). Ein von deutlichen Vorstellungen beherrschter Trieb ist Begehren (l. c. S. 325). Nach TH. ZIEGLER enthält der Trieb die Unlust des noch nicht bewältigten Reizes, das Streben, von dieser Unlust frei zu werden, angeborene Dispositionen zu den zielgemäßen Bewegungen, Vorstellungen früherer zweckmäßiger Bewegungen, die Bewegung selbst (Das Gef.2, S. 219). Nach EBBINGHAUS sind Triebe ein Wollen noch ohne Erfahrungen (Grdz. d. Psychol. I, 561). Nach H. SCHWARZ sind Triebe die Willensregungen, »zu denen wir in einem gegebenen Augenblicke tatsächlich keine Ziele vorstellen« (Psychol. d. Will. S. 182). Sie sind nicht angeboren, entspringen aus Acten des Gefallens und Mißfallens, haben keine intentionale Richtung aufs Object (ib., gegen die »nativistische Trieblehre«, S. 23 ff., 53 ff.). Nach GLOGAU ist der Trieb der »Ausdruck gewisser Spannungen und Bedürfnisse, welche, in dem Individuum ursprünglich gegründet, spontan sich regen und nun die Außenwelt ihnen gemäß umgestalten« (Abr. d. philos. Grundwiss. II, 164 ff., 49 ff.). Nach G. H. SCHNEIDER ist jeder zweckbewußte Trieb ein Wille (Der menschl. Wille S. 317). Es gibt Empfindungs-, Wahrnehmungs-, Vorstellungstriebe (l. c. S. 286 ff., 305 ff.). Nach KREIBIG sind Triebe »Willensregungen, bei welchen ein stark gefühlsbetonter Zweck mehr oder weniger unbestimmt vorgestellt wird und die Veranstaltung der Bewegung oder internen Action mit Einschluß der Wahl der Mittel bewußt ist« (Werttheor. S. 77). Es gibt: Selbsterhaltungs-, Arterhaltungstriebe und Triebe, bei welchen die Zwecke nicht durch ihren biologischen Nutzen, sondern durch gewisse anderweitige Gefühlsbetonung wirken (l. c. S. 78). Nach W. JERUSALEM ist der Trieb ein Streben mit genauer bestimmter Richtung. »Die Triebe sind physiologische und psychische Dispositionen, welche unter gewissen Bedingungen Bewegungen des Organismus zur Folge haben, die eine durch bestimmte Richtung zeigen« (Lehrb. d. Psychol.3, S. 188). – Als erste und elementarste Grundkraft der Seele betrachtet RÜMELIN den allgemeinen »Tätigkeits- oder Functionstrieb«, »vermöge dessen alle in uns gelegten besonderen Anlagen und Kräfte einen Reiz und Druck ausüben, um in die ihrer [524] Natur entsprechende Action versetzt zu werden« (Red. u. Aufs. II, 155). »Alle Organe wollen in Action treten« (l. c. S. 157). Zur Grundeigenschaft der Seele macht den Trieb (»appétit«) FOUILLÉE (S. Voluntarismus). Die Instincte sind »idées-forces innées«, Verbindungen von »processus appétitifs et de réflexes mécaniques« (Psychol. d. id.-forc. II, 257). Nach KÜLPE ist der Trieb »eine Verschmelzung von Gefühlen und Organempfindungen..., in der die letzteren von mehr oder weniger bestimmt gerichteten, bloß vorgestellten oder schon ausgeführten willkürlichen Bewegungen herrühren« (Gr. d. Psychol. S. 333). – Nach G. SIMMEL geht der sogen. Trieb nicht der Handlung voraus, sondern er ist »die Bewußtseinsseite oder eine Folge der schon beginnenden Handlung« (Skizze ein. Willenstheor., Zeitschr. f. Psychol. 9. Bd., S. 209). – Nach WUNDT ist der Trieb »das um Bewußtsein vorhandene Streben, den zu einem gegebenen psychischen Zustand passenden physischen Zustand herbeizuführen«, eine »Gemütsbewegung, die sich in äußere Körperbewegungen von solcher Beschaffenheit umzusetzen strebt, die durch den Erfolg der Bewegung entweder ein vorhandenes Lustgefühl vergrößert oder ein vorhandenes Unlustgefühl beseitigt«. »Die Intensität des erregenden Gefühls begründet die Stärke, die Beschaffenheit desselben die Richtung des Triebes.« Die tierischen Triebe sind die frühesten Affectformen, die Affecte (s. d.) sind modificierte Triebe. Der Trieb ist zuerst »ein Streben, welchem sein Ziel allmählich erst bewußt wird, indem es, nach Erfüllung ringend, äußere Eindrücke verarbeitet«. Aus den sinnlichen, als Anlagen ererbten Trieben gehen die höheren Triebe hervor. Es gibt Selbsterhaltungs- und Gattungstriebe (Grdz. d. physiol. Psychol. II4, 507 ff., 516 ff., 572, 593, 599 ff.. Vorles.2, S. 245, 415 ff.. Ess. II, S. 300). Der Trieb ist die ursprünglichste psychische Tätigkeit, der gemeinsame Ausgangspunkt des Vorstellens und Wollens (Grdz. d. phys. Psychol. II4, 640). Er ist Grundphänomen des psychischen Geschehens (Syst. d. Philos.2, S. 571 ff.). Triebhandlung ist »eine einfache, d.h. aus einem einzigen Motiv hervorgehende Willenshandlung« (Gr. d. Psychol.5, S. 223). Vgl. JODL, Lehrb. d. Psychol. II2, 57 ff.. W. JAMES, Princ. of Psychol.. KROMAN, Kurzgefaßte Log. u. Psychol., 1890, S. 302, 341. UNOLD, Grundz. S. 177 ff.. HELLPACH, Grenzwiss. d. Psychol. S. 9, 333. Vgl. Begehren, Streben, Instinct, Wille, Mechanisierung, Voluntarismus, Bildungstrieb, Spiel.
Buchempfehlung
Der lyrische Zyklus um den Sohn des Schlafes und seine Verwandlungskünste, die dem Menschen die Träume geben, ist eine Allegorie auf das Schaffen des Dichters.
178 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro