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Setzung

[360] Setzung, Position (positio, thesis) bedeutet Bejahung, Behauptung, Voraussetzung, Annahme. Jede Setzung besteht in einem Urteilsacte, durch welchen etwas als gültig, wahr, seiend, objectiv, wirklich, entweder vorläufig, ex hypothesi, oder constant, denknotwendig bestimmt wird. Seit FICHTE versteht man unter »Setzen« idealistisch die Hinstellung eines Seins durch das Denken, durch das Ich.

Bei ARISTOTELES bedeutet tithenai so viel wie voraussetzen (Anal. pr. I 1, 24b 19). auch behaupten (Top. II 7, 113a 28). Bei THOMAS bedeutet »ponere« hinstellen, behaupten, bestimmen, als wahr annehmen. »Positio absoluta« ist unbedingte Setzung (De verit. 21, 1 c. vgl. Sum. th. I, 79, 4 u. ö.). »Ponere, aliquid exitstere« bei ANTONIUS ANDREAE (vgl. Prantl, G. d. L. III, 278. vgl. IV, 137). Nach GOCLEN gibt es »positio absoluta« und »comparala«. Position ist Affirmation (Lex. philos. p. 833).

KANT leitet den Existenzbegriff aus einer Position ab (s. Sein). Nach J. G. FICHTE schreibt sich das Ich im Denksatze A=A »das Vermögen zu, etwas schlechthin zu setzen« (Gr. d. g. Wiss. S. 3). »Wenn A im Ich gesetzt ist, so ist es gesetzt, oder – so ist es« (l. c. S. 5). »Das Setzen des Ich durch sich selbst ist die reine Tätigkeit desselben. – Das Ich setzt sich selbst, und es ist, vermöge dieses bloßen Setzens« (l. c. S. 8). »Sich selbst setzen und Sein sind, vom Ich gebraucht, völlig gleich« (l. c. S. 10). Das Wesen des Denkens ist Setzen, Gegensetzen, Aufhebung des Gegensatzes (s. Dialektik). Jedes Gegenteil des Ich ist nur kraft der Gegensetzung des Ich (l. c. S. 17 ff.). »Das Ich setzt ein Object, oder es schließt etwas von sich aus, schlechthin weil es ausschließt« (l. c. S. 145). »Es ist ein Nicht-Ich, weil das Ich sich einiges entgegensetzt« (l. c. S. 147). So begrenzt das Ich sein Setzen, seine ins Unendliche gehende Tätigkeit (l. c. S. 124). SCHELLING erklärt: »Indem das Ich sich als Producieren begrenzt, wird es sich selbst etwas, d.h. es setzt sich selbst« (Syst. d. tr. Ideal. S. 69). Nach CHR. KRAUSE setzt sich das Ich, es findet sich gesetzt, hat »Satzheit«, ist positiv, thetisch, »satzig« (Vorles. S. 173 f.). Auf absolute Position führt HERBART das Sein (s. d.) zurück. Nach CHALYBAEUS heißt Ponieren »ein Setzen, wodurch das Gesetzte zum Selbständigen wird, und dies ist wieder so viel als zum Begriff werden« (Wissenschaftslehre S. 99). Nach J. BERGMANN heißt einen Gegenstand setzen, »ihr als etwas von seinem Gedachtwerden Unabhängiges denken« (Begr. d. Das. S. 153). LIPPS erklärt Position als »die Anerkennung der Wirklichkeit oder das Zwangsbewußtsein« (Gr. d. Seelenleb. S. 398). SCHUPPE bemerkt: »Position und Negation sind[360] zugleich gesetzt und fordern sich gegenseitig« (Log. S. 40 ff.). – HILLEBRAND versteht unter »Absolut-Poiztionen« »die realen Urexistenzen, deren substantielle Unabhängigkeit untereinander« (Philos. d. Geist. I, 68). Nach J.H. FICHTE sind die Wesen als Substanzen »Urpositionen« des Absoluten. Vgl. Bejahung, Negation, Sein, Ich, Satz, Dialektik, Thesis.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 360-361.
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