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Kataleptische Vorstellung

[537] Kataleptische Vorstellung (phantasia katalêptikê) ist, nach den Stoikern, das Kriterium der Wahrheit (s. d.). Unter der phantasia katalêptikê (von katalêpsis, Erfassung) verstehen die Stoiker die den Beifall (synkatathesis, (s. d.)) erzwingende, uns zur Anerkennung, zur Fürwahrhaltung durch ihre Evidenz nötigende und so zugleich das Object erfassende, auf ein solches hinweisende Vorstellung. Während ZELLER (Philo(s. d.) Griech. III3, 85) und HEINZE (Zur Erk. d. St. S. 27 ff.) die phant. katal. als eine den Erkennenden »packende« Vorstellung auffassen, meint R. HIRZEL (Untersuch. zu Cic. philos. Schrift II), der Verstand sei es, der die Vorstellung »ergreife«. ÜBERWEG-HEINZE bestimmt die phant. katal. als »die den Beifall erzwingende (oder die mit sinnlicher Klarheit das Object ergreifende) Vorstellung« (Gr. d. Gesch. d. Philos. I9, S. 291). L. STEIN meint: »Mit Zeller muß man annehmen, daß das katalêptikon ursprünglich einen activen Sinn hatte, daß der Tonus desselben zweifelsohne auf die dianoia einwirkt. Anderseits muß man Hirzel wieder darin recht geben, daß die dianoia sich unmöglich rein leidend verhalten kann« (Psychol. d. Stoa II, 174). – Tês de phantasias tên men katalêptikên, tên de akatalêpton. katalêptikên men, hên kritêrion einai tôn pragmatôn phasi, tên ginomenên apo hyparchontos kai enapomemagmenên; akatalêpton de tên mê apo hyparchontos, ê apo hyparchontos men, mê kat' auto de to hyparchon, tên mê tranê mêde ektypon (Diog. L. VII, 1, 46). Die phant. katal. erzwingt unsere synkatathesis (l.c. 51), sie entspringt aus der Wahrnehmung und dem Schließen (l.c. 52), sie ist klar (enargês ousa kai plêktikê) und kataspôsa hêmas eis synkatathesin (Sext. Empir. adv. Math. VII, 257). Sie hat objectiven Charakter (hyparchon estin, ho kinei katalêptikên phantasian l.c. VII, 426). CICERO bemerkt: »Zeno cum extensis digitis adversam manum ostenderat, visum inquiebat, huius modi est. Dein cum paulum digitos contraxerat, adsensus huius modi. Tum cum plane compresserat pugnumque fecerat, comprehensionem illam esse dicebat« (Acad. II, 145).

PHILO VON LARISSA glaubt, akatalêpta (unbegreiflich, nicht mit Sicherheit erkennbar) einai ta pragmata (Sext. Empir. Pyrrh. hypot. I, 235). Nach ARKESILAOS (l.c. I, 233 squ.) und KARNEADES (Sext. Empir. adv. Math. VII, 416 squ.) kann die phantasia katalêptikê nicht das Kriterium der Wahrheit sein. Vgl. Synkatathesis.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 537.
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