[113] Schmeichelei. Nicht nur in manchen Blumenkelchen, auch in süßen Worten liegt ein geheimes und seines Gift. Die Schmeichelei sucht es unvermerkt durch verdiente und unverdiente Lobsprüche in die Seele zu flößen. Zunächst will sie nur gefallen und angenehm unterhalten. Doch sie geht weiter und verräth unlautere Nebenabsichten. Ihre Beredsamkeit beredet und berauscht mehr, als sie überzeugt und begeistert. Ihre artige und wohlgewandte Rede verfolgt gewöhnlich nur einen niedrigen selbstsüchtigen[113] Zweck. In der feinsten und gebildetsten Gesellschaft sucht sie das Gespräch an sich zu reißen und ihre berückenden und übervortheilenden Plane auszuführen. Doch erhält sie auch von dem überlegenen Scharfblicke und dem festen Charakter die verdiente Zurückweisung. Nur wenn es wahr ist, gefällt das Angenehme und Schöne auf die Dauer.
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