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Heimath

[217] Heimath. Der Ort, wo unsere Wiege stand, wo die Träume der Kindheit uns umspielten, wo das junge Dasein mitten unter Blumen, Spielen, Freuden und kleinen Schmerzen verrauschte, wo uns zuerst der Weihnachtsbaum schimmerte, wo wir zuerst den Gesang der Nachtigall, den Herbst und Frühling unterscheiden lernten; die Heimath, deren Glockentöne wehmüthig-frommen Wiederhall in unserer Brust wecken – das Land, wo wir geboren, das uns liebend nährte – sie lebt ewig fort in der Erinnerung, ob wir auch fern von ihr getrennt sind! Nach ihr hin fliegt die Sehnsucht über Meere und Berge, ewig blühend erscheint sie der sehnenden Phantasie! – Wie froh senkt der ermüdete Wanderer den Pilgerstab in die heimathliche Erde, wie wünscht er sich am liebsten sein Grab in der Heimath! Er sinkt liebend an die mütterliche Brust der heimathlichen Erde, sie versteht seine geheimste Sprache, die Sprache seiner Liebe, sie belauschte ja den werdenden Menschen; ewig leben ihm tausend Gegenstände, welche seine Entwickelung, seine kleinen Kämpfe und Gefahren, seine Leiden und Entbehrungen sahen. Die kleine Welt, in welche der Mensch aus der großen immer wieder zurückkehrt, ist das Vaterhaus. Unter seinem Dache begannen die kühnen Träume und Entwürfe, welche Cedern gleich zum Himmel geschossen. Rastlos nach Neuem ringend[217] trieb es ihn in die Fremde, er suchte Ideale, aber vergebens; das Feuer verglühte, die Sehnsucht der Kindheitsträume erwachte, er kehrt zur Heimath zurück, und hier findet er Wahrheit, Wirklichkeit und Ruhe.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 217-218.
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