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Grazie

[4] Grazie ist nicht sowohl Anmuth, Liebreiz, Holdseligkeit, als die Seele von diesen zusammen. Reizend und anmuthig kann auch das Leblose sein, aber graziös nicht; holdselig hat mehr den Nebenbegriff des Ueberirdischen, Idealen, das durch Reinheit und ungewöhnliche Lieblichkeit anzieht. Grazie ist nicht die Seele des Schönen überhaupt, sondern vorzugsweise der weiblichen Schönheit. Sie ist die dem weiblichen Geschlechte ausschließend zukommende, bewußtlose, geistige und körperliche Bewegung, innerhalb der Schönheitslinien. Selbstbewußte Grazie wird Koketterie. Die mediceische Venus ist das reinste Bild der Grazie.

B–l.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 4.
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