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Furcht

[283] Furcht, einer der zerstörendsten Affekte. Sie ist die bange Erwartung des Kommenden. Als diese wirkt sie nicht nur schädlich auf die Gesundheit des Leibes, sondern auch auf die der Seele; oder vielmehr der gefunden Vernunft nach sollte Furcht gar nicht Platz gewinnen. Denn jede bange Erwartung ist eine Sünde gegen die Vorsehung, ganz eigentlich unchristlich. Wie sie die Seelenkräfte lähmt, d. i. zu jeder Freithätigkeit, zu jeder unbefangenen Willensäußerung unfähig macht, so wirkt sie, durch diese, auf den Leib zurück, der dadurch nicht selten erkrankt. Meist, sagt das Sprichwort, hofft und fürchtet der Mensch zu viel. Es ist so Hoffnung indessen, sie mag noch so schwärmerisch lächeln, hat nicht die traurigen Folgen der Furcht im Geleite; Enttäuschung schmerzt wohl, aber findet im Selbstbewußtsein Entschädigung, Ausgleichung, Ruhe; Furcht hingegen, wenn auch Aufklärung folgt, hat schon nachtheilig gewirkt, und oft für das ganze Leben.

B–l.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 283.
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