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Moliere, Johann Baptist

[260] Moliere, Johann Baptist Pocquelin, geb. am 6. Januar 1620 zu Paris, wo sein Vater mit gebrauchten Sachen handelte, dabei aber Kammerdiener und Tapezier des Königs war. Die Erziehung des jungen Pocquelln beschränkte sich auf die Erlernung von Lesen und Schreiben. Zum Jünglinge erwachsen, wendete er sich an seinen Großvater, um die Einwilligung zum Studiren zu erlangen, ward in eine Pension gethan, empfing Unterricht im Jesuitercollegio und ward später ein Schüler des berühmten Philosophen Gassendi. Als M's Vater seinen Posten niederlegte, trat er an dessen Stelle, und begleitete den König 1641 auf der Reise nach Narbonne. Zurückgekehrt, folgte er seiner Neigung zum Theater, beschloß Schauspieler und dramatischer Schriftsteller zu werden, und verband sich mit einigen gleichgesinnten jungen Leuten zu Vorstellungen in der Vorstadt St. Germain. Das erste bedeutendere Stück, welches aus Moliere's Feder kam, war der Etourdi, welcher unter des Verfassers eigener Leitung und Mitwirkung 1653 in Lyon aufgeführt wurde. Sein Vater versuchte es, ihn von der gewählten Laufbahn zurückzubringen, und sandte ihm zu diesem Zwecke den Lehrer, bei dem er in Pension gewesen war, den aber Moliere so weit zu bringen wußte, daß er selbst Schauspieler wurde. Eine Aufführung, welcher der König und die Königin beiwohnten, verschaffte ihm die Erlaubniß, in dem Wachsaale des alten Louvre sein Theater einzurichten, 1660 wurde dieses in das Palais royal verlegt, 1663 erhielt Moliere eine jährliche Pension von 1000 Livres, und 1665 wurde er mit seiner Truppe zu Schauspielern des Königs ernannt. M's vorzüglichste Stücke sind: Le misantropê, Tartuffe, les femmes savantes, l'a vare etc.; in einigen andern, wie z. B. im Bourgeois gentilhomme, Pourceaugnac etc. hat er dem Geschmacke des Volkes an Possen zu sehr gehuldigt. Er war eben so guter Schauspieler, als Dichter, [260] eine seiner vorzüglichsten Darstellungen blieb die Titelrolle im Malade imaginair, aber sie kostete ihm auch das Leben. Er litt an Brustschmerzen, als er diese Rolle zum vierten Male gab, und konnte sie nur mit großer Anstrengung beendigen; zu Hause angekommen, legte er sich zu Bett, bekam einen heftigen Husten, sprengte sich eine Ader, und starb noch am nämlichen Tage, den 13. Februar 1673, in einem Alter von 53 Jahren.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 260-261.
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