[1033] Zoologīe (grch.), Tierkunde, die Wissenschaft von den Tieren. Sie erforscht den äußern und innern Bau der Tiere, die Vorgänge im Tierkörper, die Beziehungen zwischen seinem Bau und seinen Leistungen sowie die Beziehungen der Tiere untereinander und zur übrigen Welt. Die reine (theoretische) Z. zerfällt in: Morphologie, die Lehre von den äußern und innern Formen, Zootomie, die vom innern Bau, die Histologie, Gewebelehre, Embryologie, Ontologie, Entwicklungsgeschichte, die Lehre von den Vorgängen bei der Entwicklung der Tiere, Physiologie, die Lehre von den Verrichtungen der einzelnen Organe, Biologie, die von den Lebensverhältnissen der Tiere, Zoochemie, die sich mit den chem., Zoophysik, die sich mit den physik. Eigenschaften des Tieres befaßt, Zoopathologie, die Lehre von den Tierkrankheiten, beschreibende Z. (und systematische Z.), Tierverbreitung (Zoogeographie), Paläo-Z., die Lehre von den vorweltlichen Tieren, und in die Phylogenie, die sich mit der Stammesgeschichte der Tiere beschäftigt. Die angewandte (praktische) Z. beschäftigt sich mit dem Nutzen und Schaden der Tiere für den Menschen in Landwirtschaft, Forstwesen, mit ihrer Verwendung zu pharmazeutischen, technischen etc. Zwecken. Über die systematische Gliederung des Tierreichs vgl. die Beilage. – Die wissenschaftliche Z. beginnt mit Aristoteles; Plinius der Ältere lieferte eine Zusammenstellung alles über die Tierwelt damals Bekannten. Im Mittelalter ruhte die zoolog. Forschung ganz, und erst die Entdeckung Amerikas und anderer Länder sowie die Erfindung der Buchdruckerkunst verliehen ihr neues Leben. Unter den zoolog. Forschern des 16. und 17. Jahrh. sind namentlich Belon, Rondelet, Konrad Gesner, Georg Marcgraf und der Spanier Francisco Hernandez zu nennen. Das Mikroskop zu zoolog. Zwecken benutzten zuerst in ausgedehnter Weise Malpighi und Leenwenhoek. Jan Swammerdam stellte namentlich Untersuchungen über kleine Tierformen an. Vorgänger Linnés ist John Ray, der zuerst den Begriff der Art einführte und die Anatomie als Grundlage für die Systematik benutzte. Den massenhaft aufgespeicherten Stoff suchten im 18. Jahrh. Jakob Theodor Klein, vor allem aber Linné systematisch zu sichten. Von neuen Gesichtspunkten aus betrachteten Buffon und Bonnet die Z. Neben der Erforschung einzelner Tierformen und der weitern Ausbildung des Linnéschen Systems entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. sowohl die vergleichende Anatomie (John Hunter u.a.) als auch die Entwicklungsgeschichte (Kaspar Friedr. Wolff). Die Fortschritte der Z. am Ausgang des 18. und zu Anfang des 19. Jahrh. knüpfen sich an die Namen Cuvier, Lamarck und Geoffroy Saint-Hilaire und in der Folge an Karl Ernst von Baer, den Entdecker des Säugetieres, Theodor Schwann, den Begründer der Zellenlehre, Johannes Müller, Richard Owen, K. Th. Ernst von Siebold u.a. Einen großartigen neuen Aufschwung aber nahm die Z. mit den Forschungen Charles Darwins, dessen Lehren von Haeckel, Huxley, Weismann, Kowalewski u.a. weiter ausgebaut wurden. – Vgl. Cuvier, »Das Tierreich« (deutsch von Voigt, 6 Bde., 1831-43); Bronn, »Klassen und Ordnungen des Tierreichs« (fortgesetzt von Gerstäcker u.a., 1859 fg.); Leunis, »Synopsis der Tierkunde« (3. Aufl. von Ludwig, 2 Bde., 1883-86), »Brehms Tierleben« (3. Aufl., 10 Bde., 1890-93); »Das Tierreich« (hg. von der Deutschen zoolog. Gesellschaft und preuß. Akademie der Wissenschaften, 1896 fg.); Haacke und Kuhnert, »Tierleben der Erde« (3 Bde., 1901); Hand- und Lehrbücher von Carus und Gerstäcker (2 Bde., 1863-76), Martin (2 Bde., 1882-84), Pagenstecher (neue Aufl., 2 Bde., 1886), Fleischmann (2 Tle., 1897), Claus (7. Aufl. 1905), Hertwig (7. Aufl. 1905), Boas (4. Aufl. 1906); Handwörterbuch, hg. von Täger, Reichenow u.a. (1879 fg.). Geschichte: Carus (1872). Literatur: Carus und Engelmann, »Bibliotheca zoologica« (2 Bde., 1861-62; fortgesetzt von Taschenberg, 5 Bde., 1887-99).