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Friesen

[122] Friesen (die) waren ein germanisches Volk, welches um die Zeit von Christi Geburt den Römern bei ihren Einfällen ins nördl. Deutschland bekannt wurde. Sie wohnten zwischen den Mündungen des Rheins und der Weser, also in den jetzigen Niederlanden, Ostfriesland und Oldenburg, wo man noch in einzelnen Gegenden ihre Nachkommen findet. Sie wurden den Römern zinsbar, rissen sich aber um das Jahr 27, durch die Habsucht der Römer erbittert, von dieser unwürdigen Verbindung los und hängten diejenigen Römer, die den Zins eintrieben, auf. Zwar zogen die Römer zur Unterwerfung herbei, aber sie wurden aus dem Lande gejagt. So wurden die Friesen frei; nach 20 Jahren traten sie aber schon wieder mit den Römern in Verbindung und ließen sich von ihnen Gesetze und Obrigkeit geben. Aber auch diese Abhängigkeit scheint nicht lange gedauert zu haben; denn sie erscheinen nachmals wieder als ein freies Volk, obgleich die Geschichte ihrer in den folgenden Jahrhunderten wenig erwähnt. Erst im 8. Jahrh. traten sie wieder im Kriege mit dem fränk. Major Domus Pipin von Heristall (s. Frankreich) auf. Damals war Radbod ihr König, zu welchem fromme Geistliche aus England kamen, den Friesen das Christenthum zu predigen. Der berühmteste derselben war der heilige Willibrord, der zwar viele Friesen für das Christenthum gewann, aber den Radbod zur Taufe nicht bewegen konnte. Nach Radbod's Tode wurde sein Sohn Poppo von Karl Martell, Pipin's Sohne, besiegt, der die heiligen Haine der heidnischen Friesen verwüstete. Auch der Apostel der Deutschen, der heilige Bonifacius, besuchte die Friesen mehrmals, lehrte und taufte, wurde aber endlich 754 von ihnen erschlagen. Gegen Karl den Großen standen sie den Sachsen im Kriege bei. Nachdem aber Karl ihr Land verwüstet hatte, schlossen sie 785 Frieden mit ihm und blieben seitdem ruhig. Sie behielten ihre eigenen Gesetze und erhielten sich bis ins 15. Jahrh. unabhängig. Erst 1492 erhielten sie einen Herrn an Albrecht von Sachsen, der die innern Streitigkeiten benutzte, aber nur Ostfriesland behaupten konnte. Westfriesland dagegen schloß sich an die holl. Provinzen an. Das ostfries. Haus starb 1690 aus und das Land fiel nun an Preußen, das es 1807 durch den tilsiter Frieden wieder verlor. Seit 1814 ist es ein Theil des Königreichs Hanover.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 122.
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