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Die atmosphärische Luft

[95] Die atmosphärische Luft, die Luft, in welche die Erdkugel eingehüllt ist. Man schätzt ihre Ausdehnung von der Erde an bis in die höhern Regionen auf Eine Meile; die Luftart, welche alsdann die atmosphärische Luft umgiebt, heißt der Aether oder die ätherische Luft.

Die athmosphärische Luft ist aus zweierlei Luftarten zusammen gesetzt. Die eine Luft macht ungefähr drei Viertheile der atmosphärischen Luft aus, und wird Salpeterstoff-Gas oder phlogistische Luft genannt; sie taugt für sich allein nicht zum Athmen, auch verlöschen die Lichter in derselben. Die andere Luftart, welche der vorher gehenden beigemischt ist, beträgt ungefähr Ein Viertheil, und heißt dephlogistisirte Luft, Lebensluft, oder Feuerluft. Diese allein ist es, die von thierischen Körpern geathmet werden kann, und die das Leben unterhält; nur vermittelst ihr brennen Lichter, die sonst in einer jeden andern Luftart verlöschen: daher der Name Lebensluft und Feuerluft. Außerdem sind der atmosphärischen Lust noch verschiedene andre Substanzen, nach Beschaffenheit der Umstände und der Ausdunstungen, heigemischt, z. B. Wasser, fixe Luft, Luftsäure u. s. w. Je höher eine Gegend ist, desto reiner ist die Luft, d. i. desto mehr enthält sie dephlogistisirte Luft; daher kommt es, daß man auf hohen Gebirgen ein Wohlbehagen empfindet, dessen man in niedrigen Gegenden nicht fähig ist. Man darf aber nicht glauben, daß man dadurch sein Leben verlängert; vielmehr verlebt man seine Tage in dieser Luft zu [95] geschwind, so wie ein Licht in derselben zwar außerordentlich helle brennt, aber auch um so geschwinder verzehrt wird. Die Natur hat also wohlweislich in der atmosphärischen Luft eine solche Mischung getroffen, daß sie nicht mehr Lebensluft athmen läßt, als gerade zur Erhaltung unsers Lebens nöthig ist. Durch das Einathmen wird die Lebensluft mit dem Blute vermischt. Was wir wieder ausathmen, ist das Salpeterstoff-Gas oder die zum Athemholen untaugliche Luft: daher kommt es, daß, wenn viel Personen in Einem Zimmer sind, es denselben zu enge wird und die Lichter dunkel brennen; sie saugen nehmlich die Lebensluft ein, und durch das Ausathmen wird das Zimmer bloß mit irrespirabler Luft angefüllt. Man hat viele Beispiele, daß Menschen davon gestorben sind.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 95-96.
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