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Orestes

[311] Orestes, (alte Gesch. und Mythol.) Sohn des Agamemnon und der Klytemnestra. Orestes war noch ein Kind, als sein Vater ermordet wurde; und er würde dasselbe Schicksal gehabt haben, wenn seine Schwester Elektra ihn nicht der Wuth seiner Mutter entzogen und ihn heimlich an den Hof seines Onkels, des Königs in Phocis, gesandt hätte. Hier wurde Orest mit seinem Vetter Pylades erzogen; und hier bildete sich zwischen diesen jungen Leuten jene berühmte Freundschaft, welche beide unzertrennlich machte. Orest begab sich mit Pylades nach Argos, und traf hier die Elektra. Diese hatte ein falsches Gerücht von seinem Tode ausstreuen lassen; entzückt hierüber, gingen Klytemnestra und ihr neuer Gemahl Egisth [311] in den Tempel, den Göttern zu danken, als Orest, von Soldaten begleitet, in den Tempel drang und beide tödtete. Kaum hatte Orest diese That begangen, als sein Verstand sich verwirrte, und er sich von den Furien gepeinigt fühlte. Das Delphische Orakel sagte ihm, er werde wieder vernünftig werden, wenn er nach Tauris gehen und von da die Statue der Diana nach Athen bringen würde. Orest that dieß; die Furien wichen von ihm, und er bestig ruhig den Thron seines Vaters wieder.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 311-312.
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