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Loth (1), das

[2112] 1. Das Loth, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches zu dem Geschlechte des Wortes laden, Last, gehöret, und überhaupt einen schweren Körper und dessen Gewicht bedeutet. In dem Schwabenspiegel und spätern Schriften der vorigen Jahrhunderte kommt Loth und Gelöthe sehr häufig von dem Gewichte vor. Falsches Loth und Maß haben, falsches Gewicht und Maß. Im Englischen ist Load noch eine jede Last. Im Deutschen ist es in dieser weitern Bedeutung veraltet, wo es nur noch von einigen besondern Arten der Gewichte gebraucht wird. 1) Ein an einer Schnur befestigter schwerer, gemeiniglich bleyerner Körper, womit die Seefahrer die Tiefe des Meeres, die Maurer und Werkleute aber den senkrechten Stand eines Körpers erforschen, wird häufig das Loth, und, so fern es von Bley ist, das Bleyloth genannt. S. Lothsmann. 2) Die Ladung eines Geschützes, d.i. derjenige schwere Körper, welcher außer dem Pulver in ein Geschoß geladen wird, führete ehedem den Nahmen des Lothes. Niedes. Lood, wo es auch von den Kanonenkugeln gebraucht wurde. Frisch führet aus Leibnitzens Scriptor. die Beschreibung eines großen Stückes an, von welchem es heißt:


Dar tho wol hundert Wagen

Mußten Pulver und Lode tragen, d.i. Kugeln.


Ein eisern Loth von 9 Pfund, eine solche eiserne Kanonenkugel, Renner in dem Brem. Nieders. Wörterb. Und schöten aver 300 Löde in de Stadt, ebend. Jetzt gebraucht man es nur noch zuweilen von dem kleinen Feuergewehre, in der R.A. Kraut und Loth, wofür man auch sagt Pulver und Bley, nicht bloß die Kugeln, sondern auch den Schrot zu bezeichnen. Den Soldaten Kraut und Loth austheilen, Pulver und Bley. S. Kraut. 3) Eine Art eines kleinen Gewichtes, welches die Hälfte einer Unze ist, und vier Quent hält, ist noch überall unter dem Nahmen des Lothes bekannt. Nieders. Lood, Böhm. Lott, im mittlern Lat. Lod, Lodis, Loto, Lothum. Da es denn, wenn es ein Zahlwort vor sich hat, nach Art der meisten Wörter dieser Art, im Plural unverändert bleibt; zehen Loth, nicht Lothe.

Anm. Im Nieders. und den nördlichern Sprachen ist auch das Bley unter dem Nahmen des Lothes bekannt. Nieders. Lood, Angels. Laede, Leade, Engl. Lead, Schwed. Lod. Entweder wegen seiner Schwere, oder auch wegen seiner Leichtflüssigkeit, S. das folgende. Da nun das Gewicht, welches in den obigen Fällen gebraucht wird, gemeiniglich Bley ist, so kann es gar wohl seyn, daß in einigen derselben vorzüglich diese Benennung zum Grunde lieget. S. Laden, das Zeitwort.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2112.
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