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Geleise, die

[531] Die Geleise, des -s, plur. ut nom. sing. der Weg, auf welchem man gehet, in welchem Verstande Leys im Theuerdanke mehrmahls vorkommt. Eben derselbe gebraucht in dieser Bedeutung auch Geleit, nach einer gewöhnlichen Verwechselung des l und t.


Gen im nach auf dem guten Gleyt,

Kap. 20.


So geet das gleit,

Kap. 20.


Theuerdank ging mit sorgsamkeit


Auf der platten das pöß geleyt,

Kap. 20.


Ingleichen, der Eindruck der Füße in dem Boden, die Fußstapfen. Es triefen deine Bahn und Gleisse


Von süßer Fettigkeit,

Opitz.


In beyden Fällen ist es im Hochdeutschen veraltet, wo es nur die Einschnitte in dem Wege bezeichnet, welche die Räder eines Fuhrwerkes, oder die Balken eines Schlittens in den Erdboden machen; das Fahrgeleise, die Fahrleise, das Wagengeleise, die Wagenleise. Dem Geleise eines Karrens nachgehen. Das weite Geleise, das enge Geleise eines Wagens, welches von der Länge der Achse herrühret. Das Schlittengeleise. In dem Geleise bleiben, auch figürlich, der gewöhnlichsten Ordnung, den Regeln und Vorschriften folgen. Eine Sache wieder in das rechte Geleise bringen, sie wieder in Ordnung, in den gehörigen Gang bringen.

Anm. Dieses Wort lautet im Nieders. Lese, wo es auch die Furche eines Pfluges oder einer Ege bedeutet, im Oberdeutschen Gelaiß, Gelaß, Glaiß, Gleiß, Leiste, Laist, Gelaist; wo es zugleich bald männlichen, bald weiblichen, bald aber auch ungewissen Geschlechtes ist. In Borshorns Glosse findet sich Wakanleisa. Alles dieses Unbestandes ungeachtet, ist es doch sehr wahrscheinlich, daß es zunächst von laestjan abstammet, welches bey dem Ulphilas gehen bedeutet, und wiederum von dem alten Laest, der Fuß, herkommt; S. der Leisten, ingleichen die Leiste. In einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, wo das s am Ende hart lautet, schreibt und spricht man nur Geleis oder Gleis; allein im Hochdeutschen, wo das s, den besten Aussprachen nach, gelinde klingt, kann es das e nicht entbehren. Übrigens wird das Geleise eines Wagens in Niedersachsen auch die Traden, Trade, die Trahe, Wagentrahe, der Pickerslag, von Picker, ein Frachtwagen, und an andern Orten die Radspur, Wagenspur genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 531.
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