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Berg, der

[861] Der Bêrg, des -es, plur. die -e, Diminutivum Oberdeutsch Berglein, contr Bergel, Hochdeutsch vulg. Bergelchen. 1. Eigentlich, eine ansehnliche Erhöhung der Erde, zum Unterschiede von einer Anhöhe und einem Hügel, und im Gegensatze der Ebene und des Thales. Ein hoher Berg. Einen Berg besteigen. Über einen Berg reisen u.s.f. Figürliche, aber nur im gemeinen Leben übliche Redensarten sind: Es ist noch ein großer Berg zu übersteigen, noch ein großes Hinderniß zu überwinden. Wir sind noch nicht über den Berg, haben das Schwereste noch nicht überstanden. Die Ochsen stehen am Berge, es will mit der Sache nicht fort, ein Hinderniß hält sie auf. Die Haare standen mir vor Schrecken zu Berge, der Schrecken trieb mir die Haare zu Berge, einen großen Schrecken auszudrucken.[861] Einem goldene Berge, sehr viel, versprechen. Er ist über alle Berge, er ist plötzlich entflohen. Mit etwas hinter dem Berge halten, geheim damit thun.

2. Figürlich. 1) In dem Bergbaue bedeutet Berg, noch mehr aber im Plural Berge, eine jede taube Erd- oder Steinart, welche kein Erz in sich enthält, besonders wenn sie los gewonnen worden, oder von selbst abfällt. Daher die bergmännischen Redensarten, Berge hauen, die Berge fortschaffen, zu Tage ausfödern. Auf dem Unterharze hingegen führet diesen Nahmen auch alles kleine Erz, welches nicht in ansehnlichen Stücken gewonnen wird. 2) Im gemeinen Leben werden auch verschiedene andere Erhöhungen Berge genannt. In der Chiromantie führen diesen Nahmen die erhabenen Stellen unter den Fingern in der Hand, und die Jäger nennen das Erhabene in der Hirschfährte, welches die tiefen Eindrücke der Klauen von einander scheidet, das Berglein, oder nach der gemeinen Aussprache, das Birgel.

Anm. Eine geringe Erhöhung des Erdbodens heißt eine Anhöhe, eine etwas stärkere ein Hügel und an einigen Orten ein Anberg, die stärkste ein Berg, und eine fortlaufende Reihe von Bergen ein Gebirge. Berg, Nieders. Berch, Barg, ist ein sehr altes Wort, obgleich der Vocal allerley Veränderungen darin erlitten hat. Bey dem Ulphilas heißt es Bairg, bey dem Kero Pereg, bey den spätern Fränkischen und Alemannischen Schriftstellern Berg, im Angelsächs. Beorg, im Isländ. Biarg, im Dän. Bierg, im Wendischen und Slavonischen Hora und Gory, im Lappländischen, Finnischen und Esthnischen Wari, Wuori, im Böhmischen Wrch. Sonst bedeutet in den Slavonischen Mundarten Pereg das Ufer, womit die Bedeutung des Zeitwortes bergen, die Güter an das Ufer bringen, überein kommt. S. Bergen und Burg. Die Schweizerische Mundart, die dem r gerne ein l unterschiebt, nennet den Gipfel eines hohen Berges Belch, so wie sie auch Kilch für Kirche sagt. Im Hollsteinischen bedeutet Berg einen Feldschupfen, eine Wetterhütte, welches aber zunächst von dem Verbo bergen gebildet ist. Es scheinet, daß der Hauptbegriff in dem Worte Berg die Höhe ist, und da könnte es wohl zu dem alten Zeitworte bären, heben, gehören. Die ältern Kräuterkundigen haben einer Menge Pflanzen, die auf allerley Boden fortkommen, die Wörter Berg- Feld- Wasser u.s.f. vorgesetzt, wenn sie gleich in nichts, als in der Verschiedenheit des Bodens von einander unterschieden sind. Diese Häufung der Nahmen hilft zu weiter nichts, als daß sie die Verwirrung, die in den Deutschen Benennungen der Pflanzen ohnehin schon groß genug ist, nur noch mehr vergrößert. Man hat daher alle dergleichen Nahmen mit gutem Bedachte hier weggelassen, und nur diejenigen behalten, die wirklich besondere Arten ausmachen. In vielen andern Zusammensetzungen beziehet sich Berg- auf den Bergbau, und stehet für Bergwerk.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 861-862.
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