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Angesicht, das

[306] Das Angesicht, des -es, plur. die -er. 1) Eigentlich der vordere glatte Theil des menschlichen Hauptes, das Gesicht. Ein schönes, geschminktes, häßliches Angesicht. Auf sein Angesicht fallen. Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. Ich kenne ihn von Angesicht, wie er im Angesichte gebildet ist. Einem ins Angesicht widersprechen, auf eine unverschämte Art. So auch, einen in das Angesicht loben. 2) Figürlich, so viel als Gegenwart; ohne Plural. Vor dem Angesichte Gottes, der Kirche, der ganzen Stadt.


Wie soll ich voller Scham sein Angesicht vertragen?

Weiße.


Vorwürfe, die uns im Angesichte der ganzen Welt gemacht werden, vor der ganzen Welt. Die Truppen gingen im Angesichte des Feindes über den Fluß. Im Angesichte der Stadt, des Hafens, in derjenigen Entfernung, in welcher man sie siehet. In welcher ganzen figürlichen Bedeutung das kürzere Gesicht nicht so gewöhnlich ist.

Anm. Dieses Wort ist weiter nichts als das einfachere Gesicht mit der Alemannischen Verlängerung. Allein, weil dieses durch den häufigen Gebrauch etwas Unedles und Gemeines bekommen hat, so bedienet man sich in der höhern Schreibart, und wenn man von Personen spricht, denen man Ehrerbiethung schuldig ist lieber des verlängerten Angesicht. Bey den ältern Fränkischen und Alemannischen Schriftstellern kommt Anasiht und Anasune für Angesicht vor; doch wird Angesiht schon von den Schwäbischen Dichtern für Anblick gebraucht. Einige, besonders ältere Oberdeutsche Schriftsteller, gebrauchen dieses Wort in dem weiblichen Geschlecht, die Angesicht. In der Deutschen Bibel wird es nach dem Muster des Hebräischen Textes zuweilen für Person gebraucht, welches aber außer der biblischen Schreibart nicht nachzuahmen ist. Der Plural die Angesichte, für Angesichter, Matth. 6, 16, ist Oberdeutsch.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 306.
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