Bildung
„Eine strenge und unumstößliche Regel, was man lesen sollte und was nicht, ist albern. Man sollte alles lesen. Mehr als die Hälfte unserer heutigen Bildung verdanken wir dem, was wir nicht lesen sollten.“
- ~ Oscar Wilde über Bildung
„Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch, sonst hieße es ja Buchung.“
- ~ Dieter Hildebrandt über Bildung
Der Begriff der Bildung bezeichnet im eigentlichen Sinne die Bildung menschlicher Individuen zu Persönlichkeiten. Es werden intrakranielle Aspekte (Einbildung) und exterozeptive Aspekte (Ausbildung) infundiert. Nicht zu verwechseln ist der Begriff der Bildung mit dem des Wissens (Wissen ist Macht, Bildung nicht unbedingt).
Der griechische Philosoph Holophrasos definierte Bildung als die Fähigkeit, die Gedanken anderer Leute wiederzugeben, um selbst intelligent zu erscheinen.
Der deutsche Universalgelehrte Adolph Wilhelm von Bosch-Krupp konstatierte, dass Bildung ein rein deutscher Begriff sei. Diese Ansicht war vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im deutschen Bildungsbürgertum sehr verbreitet. Dies änderte sich erst, als 1897 Assessor Johann Franz Schmitt herausfand, dass zum Beispiel im Englischen der äquivalente Begriff der education existiert. Daraufhin wurde Assessor Schmitt wegen vaterlandsverräterischer Betätigung zu einer siebenjährigen Festungshaft verurteilt.
Unser heutiger Bildungsbegriff wurde jedoch ursprünglich vom chinesischen Zong-Gelehrten Chéngtào Bèndàn geprägt. In seiner Schrift "Shu jiàoyù babaoya" (dt. "Die acht Säulen der Bildung") unterbreitete er seine Lehre der Acht-Säulenbildung. Eine ganzheitlich gebildete Persönlichkeit vereint dieser Lehre entsprechend die acht Säulen der Bildung in sich:
Chéngtào Bèndàn vertrat die Auffassung, dass jemand, der zwar lesen und schreiben sowie rechnen und naturwissenschaftliche Aufgaben lösen könne und sich mit metaphysischen Fragen beschäftige, aber nicht selbst in der Lage sei sich Nahrung, Kleidung und Wohnung zu verschaffen und die Fortpflanzung vernachlässige, nur als halbgebildet gelten könne.
Diese Lehre gelangte im frühen 17. Jahrhundert über holländische Händler von China nach Europa. In den damals puritanischen Niederlanden erkannte man, dass der Fortpflanzungsaspekt bisher vernachlässigt wurde. Dies führte dazu, dass die zuvor illegalen Bordelle in Amsterdam staatlich als Bildungsanstalten anerkannt wurden.
Im Jahre 1837 übersetzte der Breslauer Schulmeister Ferdinand Wilhelm Klippschohl das Werk "Die acht Säulen der Bildung" ins Deutsche. Doch begnügte er sich nicht damit, das Werk zu übersetzen. Er machte sich vor allem dadurch verdient, dass er eigene Berechnungen hierzu anstellte. Er kam zu der Erkenntnis, dass jemand, der die ersten sieben Aspekte der Bildung beachte, aber die Metaphysik geringschätze, nur sieben-achtel-gebildet sei. Hierfür wurde ihm die Ehrendoktorwürde der katholischen Universität Passau verliehen.
Drei Jahre später wies der bedeutende deutsche Mathematiker Karl Friedrich Erpps-Zeler nach, dass jemand, der sechs-achtel-gebildet ist, gleichzeitig auch als drei-viertel-gebildet bezeichnet werden kann.
Während des dritten Reiches wurde der Bildungsbegriff unter das Motto gestellt: Bildung ist alles was hart macht. Nach Veröffentlichung der ersten Pisa-Studie im Jahre 1943, kam aus dem Reichsbildungsministerium die Forderung, die Stadt Pisa dem Erdboden gleichzumachen. Noch heute gilt der damals durch die Bombardierung in Schieflage geratene Schiefe Turm von Pisa als Mahnmal der verfehlten Bildungspolitik der dreißiger und vierziger Jahre.
Die antiautoritäre Bewegung der späten sechziger Jahre postulierte: Tausend Jahre bürgerliche Bildung sind genug. Wir müssen das Bewußtsein erweitern. Auf den Lehrplan wurde unter anderem das Stricken dicker Norwegerpullover gestellt.
In den achtziger Jahren gewannen die Medien zunehmend auch für die Bildung breiter Bevölkerungsschichten an Bedeutung, insbesondere seit Einführung des Privatfernsehens.
So wird heute ein breites Bildungsspektrum im Fernsehen abgedeckt:
- Allgemeinmedizin („Klinik unter Palmen“, „Schwarzwaldklinik“)
- Einführung in die BWL („Sendung mit der Maus“)
- Entlastung des Dachbodens („Der Trödel-King“)
- Ertüchtigung von Körper, Geist und Feinmotorik („Wetten, dass…?“)
- Familienmanagement und Tierpflege („Roseanne“, „Unser Charly“)
- Geografie und Länderkunde („Traumschiff“)
- Geschichte, Latein und Völkerkunde („Astérix und Obélix“)
- Grundkenntnisse für die Inoffizielle Mitarbeit („Undercover Boss“)
- Jugendliche Eigenständigkeit („Kevin allein …“)
- Jura („Richterin Barbara Salesch“, „Richter Alexander Hold“)
- Einführung in die kleinkriminelle Selbständigkeit („Aktenzeichen XY … eingelöst“)
- Konfliktlösung, theoretische („Britt“, „Vera“, „Oliver Geissen“)
- Konfliktlösung, angewandte („Don Camillo und Peppone“, „Bud Spencer und Terence Hill“, „Jackie Chan“)
- Kunsterziehung und Rhetorik („DSDS“, „Musikantenstadl“)
- Sozialistische Lebensführung und Kriminologie („Polizeiruf 110“, „Tatort“)
- Spin-off: Sozialdemokratische Lebensführung und Kriminologie („Schimanski“)
- Kapitalistische Lebensführung und Kriminologie („Der Fahnder“, „Derrick“, beide mittlerweile abgesetzt)
- Leiharbeit und Hartz-IV-konforme Lebensführung („Donald Duck“)
- Logik und Kombinatorik („Neun Live“, „Sherlock“)
- Magie und Guerillakrieg („Der Herr der Ringe“, „Harry Potter“)
- Pädagogik („Ein Herz und eine Seele“, „Unser Lehrer Dr. Specht“)
- Philosophie („Gute Zeiten Schlechte Zeiten“, „Löwenzahn“)
- Politik („Die Gerd Show“, „Kanzlerduell“, „Sesamstraße“)
- Rationalisierung des Kellers („Der Trödeltrupp“)
- Sozialversicherungswesen („37°“)
- Staatsbürgerkunde („Die Simpsons“, „Lauras Welt“, „Toll!“)
- Unternehmensführung im Einklang mit dem Deutschen Corporate Government Kodex („Frontal“, „Panorama“)
- aktuelle Waffentechnik („N24“)
Heute gilt das Bildungsideal der Bildzeitung: "Bild dir deine Meinung".